Kategorie: Wirtschaft

Phaenomene des Alltags: Der Manager

Die Welt der Phänomene unseres Alltags bevölkert der Manager noch nicht so lange: Mit dem Börsengang der Telekom trat er ins Licht der Öffentlichkeit – gemeinsam mit dem Papier, mit dem seine Existenz fluchhaft und unentrinnbar verknüpft ist: der Aktie. Beides hatte vorher den muffigen Beigeschmack von Nadelstreifen, Zigarren, steifen Gehröcken und Gamaschen über den Schuhen. Im Augenblick, da plötzlich selbst Studenten und alte Leute an der Börse zu spekulieren begannen, entschwand der „Kapitalist“ als Person und (national-)sozialistischer Kampfbegriff aus der Gesschichte.

Mit federndem Gang und gewinnenden Lächeln eroberte der Manager stattdessen die Bühnen der Nachrichtensender, deren Kulissen damals noch nach frischer Farbe rochen. Weiterlesen

Rettungspaket: Viele gute Vorsätze

Die Bundesregierung hat das 500-Milliarden-Euro-Rettungspaket für die Banken geschnürt. Es ist dieses Rettungspaket ein in der Finanzgeschichte einzigartiger Vorgang. Als Kniefall vor den Banken bezeichnen viele dies. Um die Volksseele zu kühlen hat die Bundesregierung die Vergabe der Mittel an Bedingungen geknüpft, die in Presse und Fernsehen immer wieder als „hart“ bezeichnet werden. Die Banken müssen staatliche Einflussnahme hinnehmen, und die Banker müssen mit Jahresgehälter bis 500.000 Euro auskommen. Ist das so? Weiterlesen

OOXML: 13 Rücktritte aus Protest

Norwegen schreibt ein neues Kapitel im Tauziehen um das Microsoft-Dateiformat OOXML: Wie das Windowsmagazin Winfuture.de berichtet, sollen 13 Experten des Normen-Instituts Standard Norge zurückgetreten. Dubioses soll sich im Nordrand Europas rund um die Standardisierung des Microsoft-Formats zugetragen haben. Von 23 Experten sollen sich nur zwei für OOXML ausgesprochen haben. Dennoch stimmte das norwegische Institut bei der internationalen Abstimmung in der ISO für den Standard. Unter den Zurückgetretenen befindet sich Steve Pepper, der Leiter der Expertenkommission. Die Protestler beklagen nun, das Institut habe 37 gleichlautenden Briefen von Microsoft-Partnern mehr Glauben geschenkt als den eigenen Experten. Weiterlesen

Hungriger Magen wählt nicht gern

In den Zeiten von Hartz IV, von steigender Inflation und sinkenden Reallöhnen sinkt auch die Zustimmung zur Demokratie. Erstaunlich, was die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung an Weisheiten zutage fördert. Hätten sie mich gefragt, ich habe das im Geschichtsunterricht in der Schule gelernt. Studienleiter Frank Karl soll es als „bedenklich“ bezeichnet haben, „wenn der persönliche Wohlstand das Urteil über die Staatsform bestimmt“. Ökonomische Krisenzeiten seien somit auch Krisenzeiten fürs demokratische System.

Bitte schön, in welchem Wolkenkuckucksheim lebt dieser Mensch eigentlich? Zu jeder Zeit und an jedem Ort hing jedes politische System immer von gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen ab. „Blut, Schweiß und Tränen“-Zeiten übersteht die Demokratie nur kurz. Aber schauen wir uns doch die Republik an: In den vergangenen 20 Jahren haben wir Reform auf Reform erlebt, immer mit dem Versprechen, dass es irgendwann besser wird. Die Friedrich-Ebert-Stiftung kritisiert, dass das Wort Reform zum Synonym für den Griff in die Tasche des kleinen Mannes geworden ist. Erstaunlich. Das hat OskarLafontaine schon kritisiert als er 1998 sein Amt als Finanzminister in der ersten Regierung Gerhard Schröder antrat.

In denselben 20 Jahren sind übrigens die Gehälter der DAX-Vorstände um 650 Prozent gewachsen. Und die Friedrich-Ebert-Stiftung wundert sich, dass nur 22 Prozent der Bundesbürger diese Gesellschaftsordnung für verteidigenswert halten. Mich wundert, dass sie so viele zusammen bekommen haben. In Brandenburg können sie nicht gefragt haben. Und damit sind wir beim Sonderspezialproblemsorgenfall: Natürlich wieder die Ossis. Eine Mehrheit von ihnen stehe der Demokratie kritisch gegenüber.

Welch bahnbrechende Erkenntnis! Hier ist Wilder Osten, hier gibt es keine Betriebsräte, weder Mindest- noch Tariflohn. Hier arbeiten Menschen für 5 Euro die Stunde. Alles natürlich nur, damit neue Arbeitsplätze entstehen, vielleicht welche für 4 Euro. Wie wäre es, liebe Friedrich-Ebert-Stiftung: Kommt doch in zwei Jahren nochmal vorbei und fragt nochmal, wenn die Löhne flächendeckend bei 3,50 Euro die Stunde angekommen sind. Vielleicht hat sich die Einstellung zur Demokratie dann ja verbessert.

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