Kategorie: Wirtschaft

OOXML: Ende der Kolonialherrenart

Anfang April schien alles gelaufen: „Office Open XML ist ISO-Norm“, notierte das Newsportal Golem trocken. Doch schon im selben Atemzug wurden Zweifel daran laut, dass bei der Verabschiedung des Standards alles mit rechten Dingen zugegangen ist. So meldete das Ubuntu-Newsmagazin Ikhaya am selben Tag, dass in Finnland bei der Abstimmung über Microsofts neuen Office-Standard aus einer Enthaltung auf unerklärliche Weise ein „Ja“ geworden ist.

Solche Unstimmigkeiten haben die einzige Macht auf den Plan gerufen, die sich bisher mit dem mächtigen Softwarekonzern angelegt und gewonnen hat: die Wettbewerbshüter der Europäischen Union. Doch nun melden sich drei weitere Staaten: Südafrika, Indien und Brasilien. Sie bemängeln, dass ihre Bedenken gar nicht angehört wurden. Stattdessen wurden die Kläger mit dem Hinweis auf Zeitmangel abgebürstet.

Ein Absatz erscheint mir besonders bedeutungsschwer: „Es sei das erste Mal, dass in dem für Dokumentenformate zuständigen Gremium JTC 1 der ISO/IEC überhaupt ein Widerspruch laut geworden sei.“ Das zeigt, wie wichtig globale Regelungsinstitute in Zeiten des globalen Wandels werden. Weiterlesen

Die letzte Schlacht auf dem Milchsee

Die Welt war glücklich für die Bauern, in jenen alten Tagen. Da war die Europäische Gemeinschaft noch jung, die Steuersäckel voll, die Bürokratie freigiebig. Die EG gab Geld und fragte nicht, was dafür produziert wurde. Und auch die Bauern mussten danach nicht fragen. Die europäischen Steuerzahler bezahlten die Beseitigung der durch die Lande irrenden Schweinehälften. Sie zückten das Portemonaie, wenn der Butterberg rief und sie trotzten dem Milchsee.

Die Bauern fragten auch dann nicht, als die Gemeinschaft sich längst dazu durchgerungen hatte, den Geldhahn abzudrehen. Weiterlesen

China zahlt sich nicht aus

Wirtschaft ist ja so herrlich rational, so logisch: Es würde doch niemand auf die Idee kommen, Fahrzeugbauteile mit einem Fahrradkurier zu verschicken, weil es alle machen, richtig? Falsch! Das haben jetzt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PwC) und der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) in einer gemeinsamen Studie herausgefunden, die Spiegel Online zitiert. Alle Unternehmen gehen jetzt nach China, aber für jedes dritte zahlt sich dieser Schritt nicht aus. Dumm, dass die Chinesen zwar Flachbildfernseher zusammenschrauben können, die sie sich aber nicht leisten können. Also muss der ganze Plunder, Klamotten, Schuhe, Computer, Flachbildfernseher, wieder nach Europa verschifft werden, damit hiesige Leistungsempfänger sich Richterin Barbara Salesch in HD anschauen können. Und jetzt kommt die sensationelle Entdeckung der Studie: Der Transport von Flachbildschirmen nach Europa kostet Geld! Was der Controler offenbar allzu oft nicht ahnt. Ein schwacher Trost für Pleite gegangene Bäckermeister: Deutsche Industrieunternehmen kalkulieren scheinbar kaum besser.

Top Ten: 10 Dinge, die Manager dabei haben sollten

Heute weiß man als deutscher „Leistungsträger“ nicht, was einen nach Feierabend daheim erwartet: das Küchenpersonal mit gegrillten Wachtelzungen oder der Staatsanwalt mit Handschellen. Deshalb sollte neben dem Frühstücksbrot im echtledernen Aktenkoffer noch Platz für folgende Kleinigkeiten sein:

1. Der Blackberry aus Papier, den man schnell aufessen kann, wenn der Fahnder danach greift.

2. Schweizer Messer mit Feile und Eisensäge.

3. Financial Times Deutschland (1 Jahrgang sollte reichen, um die Zeit bis zur Kautionsstellung zu überbrücken).

4. Zahnbürste und Unterwäsche zum Wechseln.

5. Seife zum Umhängen, nach der man sich in der U-Haft nicht bücken muss.

6. Falsche Ausweispapiere (nicht die auf den Namen Erika Mustemann).

7. Visa-Karte („Die Freiheit nehm‘ ich mir“).

8. Verschieden Haarfarben, falsche Bärte und dicke Hornbrillen.

9. Fjodor M. Dostojewski: Schuld und Sühne.

10. Karte: Du kommst aus dem Gefängnis frei.

Yahoo-Deal: Nervosität im Hause Microsoft

Microsoft vs YahooKaum hat Bill Gates, das nette Gesicht von Microsoft, seinen Abschied angekündigt, raucht es unter dem Dach des Giganten. Grund ist das Übernahmeangebot an Yahoo. 44,6 Milliarden Dollar hat Steve Ballmer den Yahoo-Aktionären geboten. Einen solchen Betrag gibt nicht einmal die Kriegskasse von Microsoft in Bar her. Silicon Alley Insider beschreibt das Verfahren. Microsoft will jeden Yahoo-Aktionär zur Hälfte in Bar, zur Hälfte in Microsoft-Aktien auszahlen.

Das Problem: Die Microsoft-Aktie, die vor dem Yahoo-Angebot noch 33 Dollar wert war, ist auf heute 28,7 Dollar gesunken. Sie hat mithin 13 Prozent ihres Wertes verloren. Weiterlesen

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