npdEs ist 2010 und vieles ist entschieden: Die NPD hat den Sprung in Thüringens Landtag nicht geschafft. Aber sie hat die Wiederwahl in den sächsischen Landtag geschafft. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland – wenn auch mit Stimmenverlusten. All dies stand noch in den Sternen als Christoph Ruf und Olaf Sundermeyer ihr Buch „In der NPD“ schrieben. Untertitel: „Reisen in die National Befreite Zone“.

In dem Buch haben die Autoren noch vor einem Einzug der NPD in den Erfurter Landtag gewarnt. Die Realität hat sie widerlegt. Dem Buch tut das keinen Abbruch. Zwei Jahre lang haben Ruf und Sundermeyer den NPD-Wahlkampf beobachtet, haben mit den Mächtigen gesprochen und mit dem Fußvolk. Sie haben Rechtsrockfestivals besucht und die „freien Kräfte“.

Die beiden Journalisten haben eine Partei im Erneuerungsprozess vorgefunden. Eine Partei, die sich vor allem in der ostdeutschen Provinz mit immer mehr Erfolg als deutsche Heimatpartei etabliert. Die Rechten unterwandern Sportvereine und freiwillige Feuerwehren. In erbitterter Feindschaft zu ihrer einzigen plitischen Konkurrenz, zur Linkspartei. Sie greifen wie die Linken die Zukunftsängste der Menschen in der Provinz auf: Globalisierung, Sozialabbau.

Die NPD greift – anders als die Linkspartei – zusätzlich noch das diffuse Gefühl der Überfremdung auf. Um sich als „moderne“ Rechte zu etablieren, verzichtet die NPD auf öffentliche Bekenntnisse zu Hitler und Hess. Sie bleibt aber in diesem Punkt nebelhaft genug, um weiter auf die Loyalität rechter Schlägertrupps und alter Nazis bauen zu können. Und sie greift auf das dritte Reich zurück, wenn es ihr ratsam erscheint.

Ruf und Sundermeyer schildern eine Partei, die zunehmend professionell mit der Presse umgeht. Längst darf nicht mehr jeder mit der Presse reden. Diejenigen, die es dürfen, werden in Seminaren geschult. Die neuen Führungskader durchlaufen die Landtgsfaktionen in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern.

Dort, im Osten, liegt die Machtbasis der NPD. Wer sie jedoch als Ost-Phänomen abtut, unterschätzt die Rechtsextremen. Ruf und Sundermeyer schildern, wie beharrlich die neuen NPD-Kader in der alten Bundesrepublik am Wahlerfolg basteln. Dem Buch „In der NPD“ fehlt ein wenig Struktur. Viele Sachverhalte begegnen dem Leser mehrmals. Es ist mehr eine Sammlung von Reportagen als ein wohlstrukturiertes Sachbuch.

Die Autoren verzichten darauf, aus ihren Beobachtungen Schlüsse abzuleiten oder politische Konzepte zu entwickeln. Ruf und Sundermeyer sind Journalisten, keine Politiker. Sie bieten mit „In der NPD“ die Momentaufnahme einer Herausforderung für die bundesdeutsche Zivilgesellschaft. Jeder, der über die NPD mitreden will, sollte das Buch gelesen haben.