Stellen Sie sich vor, Sie sind zu einer Party eingeladen. Wenn Sie ankommen, stehen Schnittchen bereit, der Gastgeber oder die Gastgeberin begrüßt Sie gut gelaunt mit einem gut gekühlten Glas Sekt, der Weg zur Toilette ist ausgeschildert und die Musik macht Laune. Sie schauen sich mit seeligem Lächeln um und sagen zu sich oder Ihrer Begleitung: „Super organisiert, die Fete!“

Gute Organisation verlangen wir auch im gesellschaftlichen Zusammenhang: in Firmen, in Vereinen, Parteien, im Staat. Kurz: in Organisationen. Es könnte sein, dass wir bald umdenken müssen. Das meint der Internet-Theoretiker Clay Shirky von der New York University. „Here comes everybody: The power of organizing without organizations“, heißt sein aktuelles Buch, und in einem Interview mit dem Internetmagazin silicon.de fordert er: „Manager müssen den Linus in sich wecken.“ Gemeint ist natürlich Linus Torvalds.

Der Erfinder von Linux, das sich laufend selbst neu erfindet. Hintergrund: Das Internet konfrontiert uns mit einer ganzen Anzahl von hervorragend organisierten Projekten, die nicht von Organisationen geschaffen wurden. Shirky führt das Fotoportal Flickr an, „wo das Teilen dem Entstehen einer Gemeinschaft vorangeht, anstatt die Folge davon zu sein“. Die Manager fordert Shirky auf, Innovationen aufzunehmen, die Mitarbeiter von außen einschleppen.

Aber überlegen wir, was das für das Gesamtsystem bedeutet. Eine Party kann sich schließlich auch ganz anders ereignen: Einer bringt Sekt mit, der nächste schmiert Schnittchen, gemeinsam fragen sie einen Dritten, ob er Lust hat, Musik aufzulegen. Die Party wäre das Ergebnis, nicht der Grund.