Liebe Schweizer,

vielen Dank für euer grandioses Gesetz zur Begrenzung der Zuwanderung. Das ist für mich der gelungenste Beitrag zum Karneval dieses Jahr. Und das ist kein geringes Lob. Denn erst neulich las ich auf der Titelseite eines Berliner Boulevardblattes, dass 2016 der erste Flieger vom BER starten soll. Was brüllt in Berlin eigentlich der Saal, wenn einer so ein Ding raushaut? Hellau? Alaaf? Der Mehdorn, der weiß, wie man die Bütt rockt. Das ist harte Konkurrenz. Aber nichts im Vergleich zu dem närrischen Treiben, das ihr ausgelöst habt, liebe Narren und Narreliesen zwischen Oberrheingraben und Luganersee. 

Okay, ich gebe zu: Ich habe mich noch nicht damit befasst, was da genau drin steht, in diesem Gesetz. Aber das haben viele von denen auch nicht getan, die sich jetzt darüber aufregen. Ihr seid ja verwegene Outlaws! Ihr lebt den Traum, den in fast jedem EU-Land irgendeine Partei dem Wahlvolk verkaufen will. Großbritannien fürchtet einfallende Horden aus Albanien, hier sieht man Bulgaren und Rumänen mit Sack und Pack vor Berlin stehen. Und Ihr, liebe Nachbarn? Ihr fürchtet die Deutschen. Für euch sind wir die Rumänen und Bulgaren.

Das ist hart für ein erfolgsverwöhntes Land wie uns. Wir können alles hinnehmen: Kahlschlag im Sozialsystem, lahme Politiker, die uns mit Haut und Haar an fremde Geheimdienste verfüttern, Altersarmut, Pflegenotstand. Alles das können wir hinnehmen. Solange wir nur was Besseres sind als Rumänen und Bulgaren. Deshalb ist plötzlich ist die Freizügigkeit ein unantastbarer Bestandteil der europäischen Einigung. Jene Freizügigkeit, in der weite Teile der EU-Politik bisher den Niedergang von Wohlstand und Sicherheit sahen. Und – Achtung, jetzt kommt’s – Ihr, liebe Eidgenossen, seid nicht mal in der EU! Tuff-Tä!

Ehrlich gesagt, zieht es mich nicht so in die Schweiz. Ich finde Radfahren schon im Flachland anstrengend. Ich lehne mich zurück und genieße. Ich genieße und lache. Was sagt man eigentlich in Rumänien und Bulgarien, wenn einer einen Volltreffer in der Bütt gelandet hat?