Eigentlich gibt es kein einfacheres HiFi-Gerät als den Plattenspieler. Wir brauchen einen Plattenteller, einen Motor, der ihn dreht, einen Abtaster, der durch die Rille gleitet und einen Tonarm, der ihn hält. Dazu brauchen wir etwas, das alle diese Komponenten in der richtigen Anordnung zueinander hält. Das kann beispielsweise eine Holzplatte sein. Der Rega-Plattenspieler verwirklicht dieses Prinzip am konsequentesten.
Nur wenige audiophile Hersteller setzten auf Direktantrieb
Wie treibt nun der Motor den Teller an? Direkt oder über einen Transmissionsriemen? Der Direktantrieb hat einige prinzipbedingte Schwächen: Er sitzt direkt unter dem Tellerlager und daher dichter am Abtaster als es beim Riemenläufer möglich ist. Seine elektromagnetischen Felder können die feinen Ströme stören, die anschließend zu Musik hochverstärkt werden. Seine Vibrationen übertragen sich zudem direkt auf den Plattenteller. Nur wenige Laufwerkshersteller mit audiophilem Anspruch geben dem Direktantrieb den Vorzug. Micro Seiki sei hier als der Namhafteste genannt.
Riemenantrieb und Eisenbahn verhalfen Subchassis zum Durchbruch
Die Idee der Abkoppelung der Teller-Tonarm-Einheit vom Motor führte zum Siegeszug des Subchassis. Dabei hängt oder steht eine Einheit mit Teller und Tonarm vom Rest des Laufwerks entkoppelt. Entstanden ist es übrigens aus ganz profanen Erwägungen. Um Schallplatten, damals Schellacks, auch in Eisenbahnzügen abspielen zu können, musste man den Plattenspieler gefedert aufstellen. Bei Thorens oder Linn hängt das Subchassis an Federn vom eigentlichen Chassis herunter. VPI und Roksan entschieden sich dafür, das Subchassis auf hochdämpfende Kunststoffelemente zu stellen.
Allen gemeinsam ist, dass sich bei jeder Bewegung des Subchassis auch der Abstand zwischen Motor und Teller, mithin auch die Riemenspannung verändert. Gleichlaufschwankungen sind dank der massiven Zinkdruckgussteller dieses Plattenspielertyps kein Problem. Aber es kommt zu hörbaren Unsauberkeiten im Klang. Ein Problem, mit dem ich mich in den Artikeln über die Thorens-Laufwerke und den Linn Sondek auseinandersetzen werde. Das jedenfalls schien der große Vorteil der Direkttriebler zu sein.
Masselaufwerke: Kiloschwere Plattenspielerburgen
So lange bis die Masselaufwerke aufkamen. Solche Plattenspielerburgen, die in den 80er Jahren die Herzen der Hi-End-Freaks höher schlagen ließen, wogen und wiegen nicht selten 20 oder 30 Kilogramm. Jedoch ist auch hier Gewicht nicht alles. So brachten zwar die Plexiglasskulpturen von Transrotor oder Zarathustra stattliche Pfunde auf die Wage, doch haftete ihnen auch eine gewisse Erdenschwere an. Ein bleierner Klang, der auf den ersten Eindruck durch majestätische Ruhe beeindruckte, doch nach wenigen Minuten durch seine Trägheit verdross. Die Ruhe kommt durch den festen Abstand zwischen Teller und Motor. Die Schwere brachte das falsche Material.
Thomas Scheu: Möglichst viel Masse auf kleinem Raum
Der inzwischen verstorbene Plattenspieler-Papst Thomas Scheu hat für Masselaufwerke die Regel aufgestellt: Möglichst viel Masse auf möglichst kleinem Raum. Dafür war Plexiglas das falsche Material. Messing, das Material, das der Slowene Franz Kuzma für seinen genialen Kuzma Stabi S verwendete, ging in die richtige Richtung. Das Optimum ist jedoch Blei. Es besitzt das höchste spezifische Gewicht, ist aber zu weich. Die Firma Acoustic Signature rührte dem Blei gerade soviel Aluminium bei, dass die Bauteile ihre Form behalten. Firmen wie Acoustic Signature oder die verwandten Solid Acoustic-Laufwerke emanzipierten das Massesystem auch in Puncto Spielfreude und Lebendigkeit.
Foto: Acoustic Signature Final Tool Mk II: Stand der Dinge in Sachen Masselaufwerk. Â © Acoustic Signature.
Foto: Kuzma Stabi S. Â © Kuzma
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