Neue Serie: HiFi-Klassiker

HiFi? dafür gibt es in Deutschland eine Norm, die DIN 45500. Wer in den 1970er Jahren einen Radio- und Fernsehhändler – andere gab es nicht – mit Aussagen konfrontiert hätte wie: Das klingt mir nicht musikalisch genug! Oder: Die Stimmwiedergabe gefällt mir nicht! Oder: Ich finde das zu unbeteiligt. Ich wünsche mir eine Anlage, die mich mehr involviert! Wer den armen Fachberater derart überfahren hätte, wäre wahrscheinlich des Ladenlokals verwiesen worden.HiFi: In Deutschland zählten nur Messwerte

In Deutschland zählten nur Messwerte: Frequenzgang, Wirkungsgrad, Leistung. Ging es um Klang, ging es um ein Mehr an Bässen oder Höhen. Dem entsprach die deutsche HiFi-Presse. Da arbeitete sich der Leser durch endlose Tabellen von Messwerten, die er in dr Regel nicht verstand. Es reichte,wenn er verstand, wo ein höherer Wert der bessere war und wo ein niedrigerer Wert zum Testsieg qualifizierte.

Das änderte sich schlagartig in den 1980er Jahren. Die CD kam und brachte ausgerechnet eine späte Blüte der Plattenspieler. Gleichzeitig strandeten die ersten britischen HiFi-Geräte auf den Regalen der Radio- und Fernsehhändler. Die sahen sich bald genötigt, sich in „HiFi-Studio“ umzubenennen. Dennoch verloren die meisten von ihnen nie ein sichtbares Unbehagen, wenn sie mit dem Kunden über diffuse Emotionen beim Musikhören diskutieren mussten.

Finger schnippende Messtechniker in den Redaktionsstuben

Die Presse schoss sich ebenfalls schnell auf den neuen Trend ein. Plötzlich schrieben die HiFi-Kritiker über wippende Füße bei diesem oder jenem Musiksstück, über involvierende Musikwiedergabe. Die trockenen Messtechniker wandelten sich zu Fuß-wippenden, Finger-schnippenden Musik-Enthusiasten, die schon immer gewusst hatten, dass Musikhören mehr als Messwerte studieren bedeutet. Statt Stereoanlagen auf der Basis von Leistungswerten zusammenzukloppen, schwärmten sie jetzt von „fein komponierten“ Ketten.

Revolution der HiFi-Schnäppchen

Erreicht hatte das eine aus heutiger Sicht immer noch nicht richtig erklärbare Hinwendung der deutschen Kundschaft zu britischer Auffassung von Musikhören. Bei niedrigerem Durchschnittseinkommen konsumierten die Engländerseinerzeit sehr viel mehr Musik als die Deutschen. Und sie waren anspruchsvoller – auch in den unteren Preiskategorien. Gerade im Segment der Billigheimer, der echten Schnäppchen, entstanden damals viele echte HiFi-Klassiker. Geräte, die wunderbar Musik machten – die trotzdem nicht den Gegenwert eines Eigenheims kosteten und nicht die Fläche eines Tennisplatzes beanspruchten.

Diesen HiFi-Klassikern will ich in den nächsten Wochen und Monaten eine Serie in diesem Weblog widmen. Beginnen will ich demnächst mit DEM HiFi-Klassiker schlechthin, mit dem erfolgreichsten HiFi-Verstärker aller Zeiten, mit dem NAD 3020.

Kategorien: HiFi

2 Kommentare

  1. Frank Kuchhaeuser

    29. November 2009 — 20:16

    Ja, da liege ich jetzt wohl voll im Trend: Ersteigere mir gerade peu a peu eine Revox-Anlage: Verstärker, CD-Player und Tuner habe ich schon. Finde ich irgendwie besser als Neukauf. Die Preisvorstellungen sind aber extrem unterschiedlich, manchmal hilft nur warten, warten, warten.
    Die Revox-Bausteine habe ich als Jugendlicher immer beim „Radio&Fernsehändler“ im Ort bewundert, jetzt erfülle ich mir einfach diesen Jugendtraum…..

  2. @Frank Kuchhaeuser:
    Ich glaube ncht, dass man von meiner geplanten Serie schon einen Trend ablesen kann. Aber vielen Dank für das Kompliment. Die Firma Revox bezog ihren Kultstatus vor allem aus den Studiogeräten, die sie unter dem Namen Studer verkaufte. Die Bandmaschinen galten schlicht als das beste, das man für Geld kaufen konnte. Revox-Geräte waren ein bisschen die Volvos der HiFi-Szene: Nicht unbedingt schick, dafür aber unzerstörbar. Dieser Ruf hält heute leider die Wiederverkaufspreise hoch.

    Viel Glück bei der Jagd nach den Jugendträumen.
    Wolff

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