Kopfhoerer Koss Porta Pro

Foto: Malcom Tyrell/Wikimedia Creative Commons

Der Kopfhörer Koss Porta Pro sieht aus wie ein schmuckloses Fossil aus der Ära des Walkman. Wer ihn besitzt, lächelt wissend ob solcher Vorurteile. Er dreht den iPod etwas lauter und erfreut sich an einer Muskwiedergabe, die in einer Produktlebenszeit von fast 30 Jahren Maßstäbe gesetzt hat – und noch setzt.

Der Porta Pro rettete Koss vor der Pleite

Koss stand 1984 unmittelbar vor dem Aus. Der renommierte Kopfhörerhersteller hatte sich mit erfolglosen Elektroniksparten finanziell verhoben und verzeichnete einen Verlust von 6 Millionen US-Dollar. Alle Hoffnungen setzte das Unternehmen nun in die Koss Music Box, die dem Sony Walkman Marktanteile abjagen sollte. Die Music Box teilte das Schicksal aller Versuche von Koss, der Kopfhörernische zu entkommen: Sie floppte. Aber der Kopfhörer!

Mit der Music Box lieferte Koss einen kleinen, leichten, faltbaren und unverschämt gut klingenden Kopfhörer aus, den Koss Porta Pro. Ein HiFi-Klassiker, der seit fast 30 Jahren nahezu unverändert hergestellt und verkauft wird. Mit seinen einfachen Schaumstoffpolstern, den kleinen Hörern und dem schmucklosen Metallbügel sieht er aus wie jeder andere Kopfhörer, der in den 80er Jahren seinen Dienst an einem tragbaren Cassettenspieler verrichtete.

Klanglich schlug der Porta Pro jeden damals verfügbaren mobilen Kopfhörer 

Klanglich schlug der Koss Porta Pro jeden damals verfügbaren mobilen Kopfhörer. Selbst HiFi-Puristen, die den Porta Pro mit ihren hochgelobten kiloschweren audiophilen Hörern verglichen, kamen schwer ins Grübeln. Der Porta Pro zeichnet sich durch ein natürliches, warmes, rundes Klangbild aus. Das hat der Porta Pro noch heute vielen Konkurrenten voraus. Natürlich fehlt es dem Porta Pro am letzten Glanz in den Höhen und an der Schwärze im Bass. Doch auch heute gibt es kaum Kopfhörer, die dem Koss klanglich das Wasser reichen und sich anschließend auf Hosentaschenformat zusammenkringeln können.

Wie Koss den HiFi-Kopfhörer erfand

Es zählt zu den gut gehüteten Geheimnissen der HiFi-Geschichte, dass John C. Koss den HiFi-Kopfhörer erfunden hat. Seine Firma verlieh Fernsehgeräte an Krankenhäuser. Aber Gründer John C. Koss wollte mehr. Er wollte auch Musik an die Krankenbetten bringen. Patienten sollten ihre Lieblingsmusik auch auf dem Krankenlager genießen können, und zwar ohne die Zimmergenossen zu stören.

1958 brachte Koss einen kleinen Phonographen heraus. Das Gerät besaß abklappbare Lautsprecher – und es wurde mit einem Kopfhörer geliefert. Bis dahin sah man in Kopfhörern nur Arbeitsinstrumente für Funker oder Tontechniker. Koss hatte als erster Konstrukteur einen Kopfhörer als Instrument für sozialverträglichen und dennoch hochwertigen Musikgenuss gesehen. Der Phonograph geriet in Vergessenheit, der Kopfhörer begründete den Ruf von Koss als Spezialist für exzellent klingende Kopfhörer. Im Grunde wiederholte sich dieser Vorgang in den 1980er Jahren.

Koss Porta Pro: Auch technisch eine Revolution

John Koss selbst hat immer wieder betont, er verstehe gar nichts von der Technik eines Kopfhörers. Der Hobby-Trompeter will stets nur nach dem Klang geurteilt haben. Dabei mussten die Koss-Ingenieure einige Dinge neu erfinden, um den Chef glücklich zu machen. Der Porta Pro bezieht seinen bahnbrechenden Klang aus einem damals noch neuen Material: Neodymium. Der Koss Porta Pro war der erste Massenkopfhörer, in dem das neue Material zur Anwendung kam. Neodymmagnete verliehen dem Porta Pro einen exzellenten Wirkungsgrad. Der kleine Koss verwertete 1984 elektrische Signale effizienter als die gesamte Konkurrenz. Dadurch sanken die Verzerrungen und stieg der Rauschabstand. Heute Standard, damals eine Revolution.

Der Porta Pro hält mit wenig Druck

Der Porta Pro begeisterte zudem mit einem bis dahin unerreichten Bedienungs- und Tragekomfort. Der Anpressdruck an den Schädel lässt sich in drei Stufen anpassen. John C. Koss persönlich stand auf HiFi-Messen buchstäblich Kopf – mit einem Porta Pro. Der kleine Hörer saß sogar über Kopf perfekt. Dabei hält der Porta Pro schon mit wenig Druck. Er wiegt 60 Gramm. Wer ihn trägt, vergisst ihn. Es bleibt nur die Musik – wie John Koss es gewollt hat. Wenn der letzte Ton verklungen ist, schiebt der Besitzer seinen Porta Pro einfach zusammen, klappt die Hörer nach Innen und verstaut den Kopfhörer in einem schmucken Täschchen, das bis heute zum Lieferumfang zählt.

Ein Mobilkopfhörer als Klassiker

Niemand hätte wohl erwartet, dass ausgerechnet dieser Kopfhörer die Walkman-Ära überstehen sollte, dass er die Ohrhörer kommen und gehen sehen würde. Selbst in unseren Tagen, in denen Jugendliche futuristisch gestaltete Designerbratpfannen auf den Ohren tragen, findet der Koss Porta Pro seine Abnehmer. Er ist der bekannteste Kopfhörer aus dem Hause Koss. Ein HiFi-Klassiker wie der Sennheiser HD 414 oder die Beyerdynamic 880/990.