Fast alles haben wir im Sommerloch schon erlebt: Hinterbänkler fordern Kennzeichenpflicht für Radler, CDU-Politiker fordern freien Waffenbesitz für gut beleumundete Bürger etc. Doch dieses Sommerloch scheint anders zu sein als alle vorher. Diesmal scheinen die Hinterbänkler gemeinsam mit ihren Tribunen in die Ferien gefahren zu sein. Dass das politische Berlin schweigt, ist für die Presse noch lange kein Grund, auf Schlagezeilen zu verzichten. Wenn aber der Neuigkeitsgehalt nicht mehr als Null sein kann – siehe oben -, dann liefert man halt Hintergrundberichte – zur Not auch ohne Hintergrund. Beispiel…

Warum Wolfgang Schäuble Angst macht. Es handelt sich hier um die Kolumne von Graf Nayhauss in der Netzzeitung. Da lesen wir, wie Nayhauss einst Wolfgang Schäuble in dessen Wintersportrefugium besucht hat, als dieser noch Kanzleramtsminister im Kabinett von Helmut Kohl war. Das war 1988, zwei Jahre bevor ein feiges Attentat den sportlichen Schwaben in den Rollstuhl brachte. Das erwähnt Nayhauss. Jetzt wird es spannend: Wie ist wohl die Seele des Wolfgang Sch. gebrochen, nachdem ihn die Kugeln trafen? Nun? Fehlanzeige: Wir lernen den liebevollen Familienvater Schäuble kennen, der seiner Jüngsten gern den Schnuller reicht. Ist es das, was Schäuble so gefährlich macht? Ganz am Schluss vertagt sich Nayhauss auf – sie werden es erraten – nach dem Urlaub. Dann will er wiedermal bei Schäubles zu Besuch sein. Kein Wort darüber „warum Wolfgang Schäuble gefährlich ist“. Nur ein beredtes Zeugneis davon, dass er ein gewiefter Medienprofi ist, der Journalisten um den Finger wickeln kann. Mehr lernen wir über Graf Nayhauss: Auch einem verdienten Kolumnisten geht kurz vor dem Sommerurlaub manchmal der Stoff aus. Da schreibt man eben mal darüber, wie man mit Spitzenpolitikern die Pisten hinabwedelt oder bei teuren Italienern speist und verkauft das unter einem reißerischen Titel.