Er wolle jetzt aufwachen, twitterte Sam Altmann. So wie der Startup-Investor aus dem Silicon Valley werden viele Menschen überall auf der Welt die Nachricht vom Sieg des schillernden Immobilienmoguls Donald Trump im Rennen um die US-Präsidentschaft aufgenommen haben Auch in Deutschland erntet der neue Mann im Weißen Haus Unverständnis, Sorge oder Häme. Doch in den USA markiert die Präsidentschaft des schillernden Immobilienmoguls eine Zeitenwende. So verzweifelt erlebt man die US-Presse sonst nie. Die New York Times gewährt in einer Kommentarsammlung einen tiefen Blick in die Seele der Journalisten. In einen Abgrund von Verzweiflung und verzweifelter Hoffnung darauf, dass es wohl nicht so schlimm kommen werde.

Jetzt sollte man meinen, dass die Amerikaner kritische Fälle im höchsten Staatsamt gewohnt wären. Man hatte schon einen frömmelnden trockenen Alkoholiker mit unbewältigten Vaterproblemen (George W. Bush) und einen abgehalfterten Cowboydarsteller (Ronald Reagan) im Weißen Haus. Selbst einem chronisch Kranken, zugedröhnt mit Schmerzmitteln und Antidepressiva (John F. Kennedy) trägt die Nation nichts nach. Doch diesmal sei es etwas anderes. Denn niemand sah Trump kommen. Über eine Präsidentschaft von Trump rede man nicht, sagte ein demokratischer Kongressabgeordneter noch kurz vor der Wahl dem Journalisten Larry M. Bartels. Der Mann sei ein Witz, spottete der Abgeordnete.

In der Tat scheint es schwer zu begreifen, wie ein selbstverliebter, großmäuliger Demagoge mit einer Kampagne frei von politischer Substanz und menschlichem Einfühlungsvermögen – so charakterisiert ihn Bartels – der mächtigste Mann der Welt geworden ist. Auch die Meinungsforscher sahen Konkurrentin Hillary Clinton sicher im Weißen Haus – mit dünnem Vorsprung, aber sicher. Für einen Präsidenten Donald Trump ließen sich keine vernünftigen Argumente finden. Nun hat er es doch geschafft. Die Katerstimmung in den USA gleicht insofern der der Briten nach dem Brexit. Hier wie dort gab das Postfaktische den Ausschlag, die Beweggründe abseits der Fakten. Die Ängste der Menschen vor dem sozialen Abstieg und vor Veränderungen im täglichen Leben.

Diese Ängst bewegen die Menschen auch in anderen Teilen der Welt. Auch die europäischen Demokratien werden sich auf die Auseinandersetzung mit dem Postfaktischen vorbereiten müssen. Sonst wacht man vielleicht bald auch in Frankreich und Berlin mit dem Gefühl auf, in einer Grube mit Exkrementen zu sitzen, wie das Dave McClure heute formulierte, ein anderer Investor aus dem Silicon Valley: