„Kurz und gut“, das hört sich nach Anfängerleitfaden an. Und tatsächlich beginnt „Linux – kurz und gut“ von Daniel J. Barrett bei den Grundlagen des freien Betriebssystems: „Was ist Linux?“, „Was ist ein Befehl?“ Das Buch stellt die großen Desktops KDE und Gnome vor, ebnet dem Leser dann aber zügig den Weg zu dem Arbeitsinstrument, das die große Stärke von Linux ausmacht: die Shell, die bei Neulingen oft gefürchtete Kommandozeile. Dabei spielt es kaum eine Rolle, dass sich „Linux – kurz und gut“ auf die veraltete 9.0-Version von Suse-Linux bezieht. Das war eben aktuell, als Torsten Wilhelm 2004 das Buch ins Deutsche übersetzte. Natürlich haben KDE und Gnome seitdem an Fähigkeiten zugelegt. Dennoch bleibt die Shell ein manchmal unverzichtbares, oft schnelleres und in jedem Fall mächtigeres Werkzeug, und sie sieht heute nicht anders aus als 2004. Das Taschenbuch hätte seinen Klassikerstatus wohl nie allein mit Einsteigertipps verdient. Es führt in die Administration eines Mehrbenutzersystems ein, erklärt Hostnamen und kommt manchmal zu schnell zu Themen, die dem Einsteiger eher Angst machen (Was, zur Hölle, sind Dateivaraiblen?). Wenn Sie einen erfahrenen Linuxer mit belastbarem Nervenkostüm zu ihrem Freundeskreis zählen, können Sie die Anschaffung eines Buches, wie „Linux – kurz und gut“ so lange hinauszögern, bis die Freundschaft zerbricht. Jedem, der mit Linux beginnt, sei das Buch ausdrücklich empfohlen. Arbeiten Sie damit, bis alle Fragen beantwortet sind. Legen Sie es dann erst einmal zur Seite – aber immer in Griffweite. Oder arbeiten Sie sich bei Interesse vor bis zum Linux-Administrator. Die knapp 10 Euro sind in beiden Fällen gut angelegt.
Wolff von Rechenberg
„Linux – kurz und gut“ von Daniel J. Barrett, übersetzt von Torsten Wilhelm, O’Reilleys Taschenbibliothek, Köln 2004, 210 Seiten, 9,90 Euro.
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