Im Krieg war Konjunktur. Das alte Europa brauchte dringend Nahrungsmittel, weil die Landwirtschaft dort darniederlag. Die Männer wurden in den Stahlgewittern verheizt. Für die Landwirte in den USA begannen goldene Zeiten. Die Arbeitslosigkeit tendierte gegen Null, die Farmer kauften auf Pump immer mehr Land und die damals noch neuen Landmaschinen. Neu, weil wir hier nicht vom Golfkrieg sprechen, sondern vom Ersten Weltkrieg. Die Industrie – ganz und gar auf den Binnenmarkt eingestellt – steigerte die Produktion. Ein Ende schien nicht in Sicht. Als der Krieg 1918 endete und die europäischen Bauern wieder auf ihre Äcker zurückkehrten, da nahm man das noch nicht zur Kenntnis.
Im Gegenteil: Weil die amerikanische Wirtschaft so ungeheuer profitiert hatte, weil sie einen Innovations- und Wachstumsschub erlebt hatte, entdeckten nun europäische Investoren das Land für sich. Zusätzliches Geld floss in die Maschine, die dadurch zunächst an Tempo zulegte. Die „Roaring Twenties“ waren angebrochen. Niemand sah, dass die Weltmarktpreise für landwirtschaftliche Erzeugnisse sanken, dass die US-Landwirtschaft ganz allmählich in die Krise steuerte. Weil aber die US-Wirtschaft eine reine Binnenwirtschaft war, bekamen nach und nach auch die Hersteller von Landmaschinen und von Dünger Probleme. Außerdem konnten die Bauern ihre Hypotheken nicht mehr zahlen. Sie verloren ihr Land. Das wollte niemand mehr haben, und deshlab verloren die Banken ihr Geld. Plötzlich schrieb man das Jahr 1929 und das System brach zusammen. Die Weltwirtschaftskrise hatte begonnen. Jahrzehntelang überboten sich die Ökonomen in Beteuerungen, dass es nie wieder zu einer solchen Entwicklung kommen könne. Denn schließlich wisse man es ja jetzt besser. Spätestens beim Wort „Hypotheken“ sollte klar sein, auf wie dünnem Eis die Ökonomen theoretisieren, und wie windig unsere Spargroschen in den Fonds angelegt sind. Jeder hat in US-Immobilien investiert. Jetzt ist der Immobilienmarkt in der Krise, und noch nie war die EU so wertvoll wie heute. Dass den Banken in Europa nur vereinzelt die Krise droht, zeigt, um wieviel weniger eng die Bindungen der europäischen Ökonomien an die US-Wirtschaft sind.
4. August 2007 — 18:08
Wenn man wie Dagobert Duck die Dollarzeichen ($) in den Augen hat, kann man eben schlecht sehen! Außerdem halten sich Börsianer ja für soooo wichtig. Vermutlich glauben einige wirklich, dass nur sie die Wirtschaft steuern.