Es war einmal, vor langer Zeit, da waren Plattenspieler nichts besonderes. Fast jeder hatte einen. Der Plattenspieler war Klangquelle Nr. 1. Um das Gerät machte man damals sowenig Kult wie um die, die es schufen. Sie waren keine genialen Visionäre wie Ivor Tiefenbrun. Sie waren biedere Ingenieure. Besonders der Schwarzwald entwickelte sich zum Mekka der Plattendreher. Dual produzierte dort, und Thorens. Der 1883 in der Schweiz gegründete Hersteller zog in den 1960er Jahren wegen der Zusammenarbeit mit EMT nach Lahr im Schwarzwald um. Dort begann die große Zeit von Thorens. Fast alle Geräte, die hier entstanden, wurden bis heute gesuchte Klassiker. Der TD-124 beispielsweise. Den Teller trieb damals ein Reibrad. Das machte man damals bei den frühen Studiolaufwerken so. Bis heute streiten die Geister, ob der TD-124 oder die Reibrad-Laufwerke von Garrard die besten Laufwerke aller Zeiten sind. Doch der Durchbruch blieb dem Riemenlaufwerk vorbehalten. TD-125 (Foto oben) und 126 galten schon zu Lebzeiten als audiophile Juwelen.
Ende der 1960er kam der TD-150 auf den Markt. In seinen Ablegern, bis zum TD-166 und TD-147 (Foto links: TD-165) wurde er bis 1999 gebaut. Das Laufwerk galt als unverwüstlich, aber keineswegs anspruchsvoll. Doch kein Laufwerk zuvor und keines danach bot eine so gute Substanz für Verbesserungen. Im Wesentlichen besteht das TD-150/160-Chassis aus einem Holzrahmen und einer Deckplatte aus Metall. An dieser Platte hängt das Subchassis, auf dem Tellerlager und Tonarmplatte montiert waren. Wieviel Potenzial in dieser Konstruktion steckt, zwigt nicht zuletzt, der Linn Sondek, ein Abkömmling des Thorens, den ich schon gewürdigt habe.
Thorens versuchte später elegantere Versionen des Subchassis-Laufwerkes zu konstruieren. Bei den TD-316, -318 und -320 hing das Subchassis nicht im Rahmen, sondern nahm eine Hälfte des gesamten Laufwerkes ein. Eine Fehlkonstruktion. Ein Subchassis ergibt keinen Sinn, wenn es Resonanzen in der Masse speichert. Das Problem hatten wir schon erörtert. Das Subchassis muss leicht sein, um Resonanzen auspendeln zu können.
Die 100er Laufwerke mit hängendem Subchassis boten ein gewaltiges Spielfeld für Tuning-Maßnahmen aller Art. Aber nicht alle Tuning-Tipps stammen von Leuten, die den Thorens kennen oder lieben. Doch davon mehr in der nächsten Folge.
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