Knapp 20.000 Infizierte, mehr als 50 Tote: Das ist Deutschlands Corona-Bilanz nach Angaben der Johns Hopkins Universität, deren Corona-Statistik derzeit als Goldstandard gilt. Virologen raten zu sozialer Distanz, und die Politik hat reagiert. Geschäfte und Büros bleiben geschlossen, wer kann, arbeitet von Zuhause. Das riet auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer ihrer seltenen TV-Ansprachen an die Deutschen. Doch viel zu viele Bundesbürger ignorieren die Ratschläge der Mediziner und die Appelle aus der Politik. Deshalb wird wohl auch Deutschland in absehbarer Zeit auf die Bremse treten, wie zuvor Italien, Spanien und Frankreich. Einige Bundesländer, darunter Bayern, reagieren bereits mit Ausgangssperren.


Warum das geschieht, erklärte kürzlich der Virologe Christian Drosten in einem seiner Interviews: 70 Prozent der Einwohner eines Landes müssten infiziert sein, damit man von Immunität gegen das Coronavirus sprechen kann. In Deutschland wären das mehr als 60 Millionen Menschen. In diesem Verlauf müsse man mit mehr als 8 Millionen ernsten Krankheitsverläufen rechnen, die Intensivpflege benötigen, erklärt Drosten, dessen Podcast zum Virus für Millionen Deutsche derzeit die wichtigste Informationsquelle darstellt. Gelangen diese Millionen ernsthaft Erkrankten im Verlauf zweier Jahre in die Intensivstationen, kann das deutsche Gesundheitssystem dies problemlos bewältigen. Erkranken 8 Millionen Bundesbürger innerhalb nur eines Jahres, besteht Grund zur Sorge. Es geht bei allem staatlichen Handeln darum, die Ausbreitung des Virus zu bremsen. Mediziner fürchten nun, dass genau dies nicht in ausreichendem Maß gelingt. So warnt der Präsident des renommierten Robert Koch-Instituts, Lothar H. Wieler, er habe vor Wochen die Kliniken zum Aufbau von Intensivpflege Kapazitäten aufgefordert. Nun erwarte er, dass diese Kapazitäten vorhanden seien.

Eine Überlastung der Kliniken wie in Italien will Deutschland unter allen Umständen verhindern. Allgemein ist das Vertrauen groß, dass dies gelingt: „Wir sind nicht Italien“, hört man häufig auf der Straße. Ist das so? In Brandenburg schlagen Ärzte Alarm, weil Atemmasken und Schutzkleidung fehlen. Außerdem dauern die Tests auf das Virus mit sechs Tagen sehr lang.