Die strategische Allianz zwischen Microsoft und Novell hat eine Selbstfindungsprozess im Lager der Open-Source-Vertreter ausgelöst. Die Frage, die alle bewegt: Heiligt der Durchbruch von Linux alle Mittel? Wie reagiert die Community von Open Suse, auf deren Schultern der Erfolg von Novells Suse Enterprise Linux ruht? Das werben um die vermeintlich Enttäuschten hat begonnen. Den Anfang machte – noch schwer gescholten – der Gründer von Ubuntu-Linux, Mark Shuttleworth. Heute wirbt Warren Togami, der Gründer des Fedora-Projekts, um Beteiligung an der Fedora-Community. Das bringt einen neuen Stil in die Open-Source-Community, die bisher auf Toleranz und gegenseitigen Respekt setzte.

Jetzt, so scheint es, hat ein Kampf um die Entwickler eingesetzt. Sowohl Ubuntu als auch das Fedora-Mutterschiff Red Hat haben sich auf die Fahnen geschrieben, Microsofts Windows vom Thron der Betriebssysteme zu stoßen. Davon können nur professionell gemanagte Linux-Distributionen träumen können, Suse, Red Hat/Fedora, Ubuntu. Hier stehen handfeste wirtschaftliche Interessen auf dem Spiel. Das vollständig freie Debian kommt dafür nicht in Frage. Also wird sich die Welt der freien Software in zwei Lager teilen: Das eine ist vom Ehrgeiz getrieben, die Desktops der Welt zu erobern (Suse, Red Hat, Ubuntu, aber auch die Mozilla-Foundation). Das andere Lager wird weiterhin versuchen, gute, innovative Software herzustellen, ohne jeden Anspruch auf Weltherrschaft und Marktanteile (Debian, BSD und ungezählte andere).

Wie gut das Argument der vollkommenen Freiheit trägt, zeigen aber gerade Ereignisse in Europa. So wählten Wien und München Debian-Linux als Grundlage für ihre Migration zu Linux. Das könnte sich als klug erweisen, wenn die kommerziellen Linux-Distributoren einander im Endkampf an der Gurgel hängen und dabei die Prinzipien einer freien Software, die jedem offensteht, über Bord werfen.