Ein Betriebssystem, anpassbar für alle Hersteller und alle Anwendungen, Verlässlichkeit für den User (Kennst du eines, kennst du alle), keine teuren Insellösungen, sondern alle Beteiligten partizipieren an gemeinsamen Entwicklungen. Nicht von meinem geliebten Linux ist hier die Rede, sondern von Android. Android ist das OpenSocial fürs Handy. Mit Android will sich Google auch auf den funzeligen Displays eingraben, will seine Dominanz im „großen“ Web auch auf das „kleine“ Web übertragen, um auch da den Werbemarkt unter Kontrolle zu bekommen.

Keine Frage, dass Android ein Erfolg werden wird, dass Googles Waldorfkindergarten-Optik bald von den Handydisplays blinzeln wird.
Immerhin sind Global Player wie T-Mobile und Motorola mit im Boot. Im Augenblick ist Symbian mit nahezu 70 Prozent der Marktführer bei mobilen Betriebssystemen. Aber durch seinen Geniestreich, keine Produkte anzubieten, sondern lediglich die Werkzeuge für Produkte, geht der Suchmaschinenkonzern kaum Risiko ein. Man kann ja mal probieren, Symbian ein paar Marktanteile abzunehmen. Vor allem aber kann man ja mal versuchen, den Konkurrenten Microsoft zu ärgern, dessen Windows Mobile weit abgeschlagen hinter Symbian und sogar hinter Linux liegt.

Zurück zu Android und damit doch wieder zu Linux. Unter dem cybertechnischen Charme von Googles OS werkelt ein waschechtes Linux. Immerhin hat Motorola erfolgreich demonstriert, dass man mit Linux ein konkurrenzfähiges Betriebssystem aufs Handy bekommt, ohne dass man Millionen für Eigenentwicklungen ausgeben muss. Ein halboffenes Modell war ja eigentlich schon Symbian. Neben Nokia als Mehrheitsanteilseigner sitzt da beispielsweise der Konkurrent SonyEricsson mit im Boot. Es hat jedoch den Einsatz des Giganten Google gebraucht, um Linux den Durchbruch zu verschaffen. Die Hypothek des freien Betriebssystems ist der Name, der für endloses Gefrickel, für kryptische Befehle auf der Kommandozeile steht. Aber wenn Google kommt und ein Betriebssystem namens Android erfindet, dann nimmt der Markt auch ein Linux begeistert auf.

Plötzlich ist der Knoten geplatzt. Warum gelingt gerade im Mobilgeschäft einem offenen Betriebssystem der Durchbruch? Müssen die Hersteller von Mobilgeräten nicht fürchten, dass einzelne Anwendungen plötzlich auch auf den Displays der Konkurrenz auftauchen? Der Grund ist der enorme und zudem sehr gleichmäßige Wettbewerbsdruck: Die Netzbetreiber – zugleich die größten mobilen Diensteanbieter – unterbieten einander in einem gnadenlosen Preiskampf, der die Zahl der Mobiltelefonierer in immer schwindelndere Höhen treibt, während gleichzeitig die Profite abschmelzen.

Den Geräteherstellern geht es nicht besser: Kaum ein anderes Elektrogerät hat eine so kurze Halbwertzeit wie ein Handy. Der Markt verlangt nach immer neuen Modellen. Gleichzeitig haben sich die Hersteller durch ihre Praxis, den Netzanbietern subventionierte Modelle zu überlassen, in eine Sackgasse manövriert. Keim jemand ist bereit, reale Marktpreise für ein Mobiltelefon zu bezahlen. Dabei stehen beide – Netzanbieter wie Gerätehersteller – unter einem Innovationsdruck, den sonst keine andere Branche aufweist.

Da ergibt es durchaus einen Sinn, wenn die Hersteller Entwicklungskosten für ein eigenes Betriebssystem einsparen, wenn Netz- und Diensteanbieter ihre Leistungen auf einer einheitlichen Basis anbieten. Die Art der mobilen Anwendungen unterscheidet sich ohnehin nicht sehr stark. Warum also sollten die Hersteller nicht mit einer einheitlichen Plattform und einheitlicher Benutzerführung beim Kunden punkten?

Entwicklungen wie das iPhone werden zu einer neuen runde der Revolutionen im Handymarkt führen. Sowohl Apple als auch Google als auch Microsoft wollen, dass im Internet die Grenzen zwischen stationär und mobil verwischen. Apple kann dabei auf sein Mac OS zurückgreifen, das offenbar anstandslos mit den begrenzten Ressourcen eines Mobiltelefons auskommt. Die anderen Hersteller werden eine ähnlich anpassungsfähige Oberfläche brauchen. Die nächste Handyrevolution kann nur auf einer Plattform gelingen: Linux.