Zwei Jahre hätte Ratzinger hier nur gelebt, informiert der Wirt einer Gaststätte am Dorfplatz in Marktl die Touristen aus Westfalen. Ist ja egal, solange sie das Viererpack Papstbier mitnehmen. Und das werden sie: Sie haben bereits eine Papst-Tasche, die Papstgläser und etliche andere Devotionalien eingekauft, und sie haben das obligatorische Foto vor dem Geburtshaus von Joseph Ratzinger geschossen. Vielleicht haben sie sogar schon die Papsttorte im Café gegenüber probiert. In der Bäckerei W. Leuckert, in der die begehrten Papst-Mützen (Hefegebäck mit Rosinen) gerade ausverkauft sind, gibt es ein Buch mit Kochrezepten von Marktler Hausfrauen für Gerichte, die der bayerische Papst angeblich gern isst. Dabei wird der sich rückblickend allenfalls an den Geschmack von Babybrei erinnern, wenn der Name Marktl fällt. Der Taufstein, über dem Klein-Joseph die Taufe empfing, steht im Heimatmuseum Marktl. Wer an einer Führung teilnimmt, sollte etwas Zeit mitbringen. Der Streifzug durch die stolze Geschichte des Ortes beginnt beim Erdmittelalter. Nirgendwo sonst treibt der Kult um Benedikt XVI. so seltsame Blüten wie in Marktl.