Wie wandelt man eine Krise in einen Vorteil? Die bayerische Landesregierung macht es vor:

Problem:

Ein ausländischer Geheimdienst entführt einen deutschen Staatsbürger. Die Bundesregierung nimmt es schweigend hin. Als ob das nicht genug wäre, kommt der Verdacht auf, dass erst die Informationen aus deutschen Amtsstuben zur Verschleppung der fraglichen Person geführt haben. Zu allem Unglück plaudert der Entführte munter aus, dass er in seinem Verlies von Deutschen vernommen worden ist. Unser Staat ein Denunziant, der seine Bürger an eine Supermacht verschachert, die uns immer fremder wird?

Lösung:

Es wäre ja zu schön, wenn der fremde Dienst (oder die deutschen Büttel) aus Khaled el Masri – um niemand anderen geht es hier – wenigstens einige Details über Al-Quaida herausgeprügelt hätte. Zumal unser derzeitiger Innenminister nach eigenem Bekunden überhaupt kein Problem damit hätte, Informationen zu verwenden, die unter Folter erpresst wurden. Aber: Pustekuchen, kein Hinweis auf Verstrickungen zum internationalen Terrorismus. Wenn aber der Delinquent selbst nichts auszupacken hat, muss man etwas anderes suggerieren. Man muss ihm gleichsam etwas einpacken, das er nicht auspacken kann, weil er ja nichts eingepackt hat. Und das geht so:

Der bayerische Rundfunk meldet, Bayerns Innenminister Günther Beckstein hat einen Islam-Verein schließen lassen. Keinen Islamisten-Verein, liebe Kollegen, noch ist nichts bewiesen, könnt ihr bei euren Volontären erfragen, wenn eure Ausbildung was taugt.

Vordergründig hat das überhaupt nichts mit Khaled el Masri zu tun. Dieser Khaled el Masri ist übrigens kein „Deutsch-Libanese“, liebe Kollegen (er ist ja nicht von Deutschland aus in den Libanon eingebürgert worden). Man könnte ihn schlicht als Deutschen libanesischer Abstammung bezeichnen. Diese Lektion ist kostenlos. Aber ich verstehe schon, das „Deutsch“ darf ja nicht so betont werden.

Dieser Khaled el Masri soll jedenfalls in diesem finsteren Islamisten-Moloch ein und aus gegangen sein.

Wenn die Polizei auch sonst nicht viel über dieses zwielichtige Domizil zu wissen scheint – das weiß sie. Jetzt würde mich interessieren, ob unsere Freunde und Helfer das schon wussten, bevor sie das fragliche Haus stürmten. Immerhin müssen sie jetzt irgend etwas dort finden, schon damit Khaled el Masri das wird, was er sein muss, damit unsere amerikanischen Freunde aus dem Schneider sind: Ein mordlüsterner heimtückischer Islamist, der einst zu uns kam, von uns freundlich aufgenommen wurde, dem wir sogar das Wertvollste verliehen, das wir unterhalb des Bundesverdienstkreuzes zu verleihen haben: unsere Staatsbürgerschaft.

Das muss er sein: Eine Viper, die wir arglos an unserem Busen genährt haben und von der uns unsere amerikanischen Retter zu befreien suchten.