Ach wären wir Menschen doch wie die Bienen, hört man immer wieder: Selbstlos nur dem Wohl des Kollektivs und ihrer Majestät der Königin untertan. Der Individualismus ist der Anfang allen Übels, sagen die Kulturpessimisten. Insektenforscher haben die Legende vom emsigen, anspruchslosen Insekt nun zerstört: Arbeiterinnen bei staatenbildenden Insekten beugen sich vor allem der sozialen Kontrolle. Tom Wenseleers und Francis Ratnieks wollten herausfinden, warum Arbeiterinnen keine eigenen Nachkommen hervorbringen, obwohl sie Eier legen können. Die Forscher vom Wissenschaftskolleg zu Berlin haben neun Wespenarten und die Honigbiene Apis mellifera untersucht. In den Staaten dieser Insekten gibt es jeweils nur eine Königin, die Eier legt. Die Forscher fanden heraus: Arbeiterinnen oder die Königin zerstören Eier, die von Arbeiterinnen gelegt werden. Der Bienenstaat mit seinen sich gegenseitig auf Normeinhaltung kontrollierenden Bewohnerinnen ähnelt einer deutschen Kleinstadt wesentlich mehr als wir gedacht haben.
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