Bayerische Bauernregel der Woche:
Weht’s im Jänner gar zu hoat, blosts den Stoiber über Boad.

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Nun geht er also, der Problempolitiker Stoiber. Erinnern wir uns: Wir Außerbayrische lernten Edmund Stoiber kennen als Straußens Generalsekretär, als das „blonde Fallbeil“. Später, als Ministerpräsident, nervte er uns mit Streberei und Besserwisserei. Ganz egal, worin: Bayern musste Deutscher Meister sein. Der Lack bekam Risse als Stoiber zur Bundestagswahl 2002 gegen Bundeskanzler Gerhard Schröder in den Ring stieg. Plötzlich sah die Republik einem rethorischen David bei seinem Kampf gegen den Medien-Goliath Schröder zu. Seine überaus knappe Niederlage bestätigte jedoch wie weit der Ruf des bayerischen Ministerpräsidenten als „Macher“, als fleißiger Arbeiter im Auftrag des Gemeinwohls über die Grenzen Bayerns hinaus trug.

Seine Stammeleien in der Talkshow von Sabine Christiansen begründeten Edmund Stoibers Karriere als Witzfigur. Im selben Augenblick als unter der korrekten Schale des Politroboters Stoiber der Mensch Edmund zum Vorschein kam, wurde offenbar, dass Stoibers linkische Bewegungen und seine Unfähigkeit zu korrekter Artikulation vielleicht reichten, wo Ihn Franz-Josef Strauß und Max Streibl einst in den Sattel gehievt hatten. Für die Bundespolitik reichte ein solches Auftreten nicht.

Dann kam das Jahr 2004: Kanzler Schröder ruft Neuwahlen aus. Den Rest der Legislaturperiode, die er Stoiber so hart abgekämpft hatte, schmeißt er weg. Unfasslich muss das für Stoiber gewesen sein. Und dann steht auch noch Angela Merkel in den Startlöchern eine Ossi, eine Frustrierte, eine von jenen Menschen, die nicht berechenbar in Treue zu einer Partei stehen, sondern mit ihrem wechselhaften Wahlverhalten alle Bundestagswahlen seit 1990 entschieden haben.

Stoiber hat die Menschen in den neuen Bundesländern nie verstanden. Seine großspurigen Lobeshymnen auf das Musterland Bayern, drängten die Länder der ehemaligen DDR mit ihren viel schlechteren Startbedingungen an die Wand. In vollkommener Verkennung der Realitäten zwischen Oder und Werra forderte Stoiber sogar, jene Länder vom Finanzausgleich auszuschließen, in denen die PDS mitgregierte. Eine von diesen Menschen trat also nun gegen Schröder an.

Da begann Stoibers Amoklauf. Den Platz als Finanzminster im Schattenkabinett, den ihm Angela Merkel anbot, schlug er anfangs aus und machte sich so mitschuldig an dem Desaster, das der politikferne Paul Kirchhof anrichtete. Schließlich ließ Stoiber sich doch noch auf den Posten eines Superministers für Wirtschaft und Finanzen bitten. Und dann besiegelte er sein politisches Schicksal: Er kuschte vor der Verantwortung, wollte vielleicht auch lieber in der Landespolitik überwintern und Angela Merkel jagen, in der Hoffnung, dass die große Koalition schon nicht so lange halten werde. Kein Plan aus Berlin, der vorher noch so gut abgestimmt war, zu dem aus München kein schrilles „Nein“ erscholl.

Als die Fürther Landrätin Gabriele Pauli die Axt an Edmund Stoibers Stuhl legt, vollzieht sie schließlich nur eine unterschwellige Stimmung in der CSU: Stoiber muss weg! Heute hat Stoiber fertig, hingeschmissen, abgedankt.