Nach annähernd zwei Jahrzehnten sinkender Reallöhne wollen die Gewerkschaften jetzt tief in die Konjunkturtüte greifen. Wenn ihr keine Lohnerhöhungen fordert, dann schaffen wir weitere Arbeitsplätze. So in etwa lautet die Position der Arbeitgeberverbände zu den anstehenden Tarifverhandlungen. Der gute, gute Unternehmer: Er schafft einfach mal Arbeitsplätze, weil er ein so guter Mensch ist. So als wäre Betriebswirtschaft wie Murmelspielen. Aber selbst beim Murmeln gibt es Regeln, wie auch in der Wirtschaft. Kein Arbeitgeber ist ein guter Mensch. Wer von Arbeitgebern Gutmenschentum fordert, darf weiter amerikanische Kinoschnulzen gucken, in denen der Unternehmer noch der väterliche Patriarch mit weißem Haar ist, und nicht ein gesichtsloser Hedgefonds. Das heißt nicht, dass der Unternehmer ein schlechter Mensch ist. Er ist nur ebendies: ein Unternehmer. Er hat eine Geschäftsidee. Wenn’s brummt, dann stellt er Mitarbeiter ein, weil er welche braucht, um eine steigende Nachfrage zu bedienen. Und diese Arbeitnehmer entlässt er wieder, wenn die Nachfrage zurückgeht. Wenn ein Unternehmer neue Leute braucht, dann spielt natürlich auch deren zu erwartender Preis eine Rolle, aber brauchen tut er sie ohnehin. Der Unternehmer ist nicht barmherzig. Der Samariter ist barmherzig, aber der finanziert sich aus Spenden.