Demokratischer Sozialismus, vorsorgender Sozialstaat, länger ALG I für ältere Arbeitslose: Die SPD hat auf ihrem Parteitag Selbstbewusstsein getankt, hat zur roten Seele zurückgefunden, die sie um ein Haar Lafontaines Mannen überlassen hätte. Mit ihrem neuen Grundsatzprogramm habe die SPD einen Linksruck vollzogen, kommentieren die Medien, und dabei werde es nicht bleiben. Die ganze Republik schreie plötzlich nach dem Staat, nach Verteilung der Konjunkturgewinne. Dem könne sich die Union nicht lange verschließen. Also springt das ganze Land nach links? Mit Mann und Maus und Kanzlerin? Keineswegs: Die Sozialdemokraten haben vor allem eines erreicht: Sie haben einen kuscheligen Parteitag genossen, unbelastet von der rauen Wirklichkeit, sie haben die alten Lieder gesungen, kurz: Kurt Beck und die Seinen haben den Laden zusammengehalten, wo zuletzt schon Spaltung drohte. Und wen interessieren schon Grundsatzprogramme in den Zeiten der parlamentarischen Demoskopie?