Foto: Carmen Brucic

Duos haben im Jazz einen festen Platz. Aber Gitarre und Schlagzeug? Wolfgang Muthspiel (Gitarre) und Brian Blade (Drums) haben sich dieser Herausforderung gestellt, und mit „Friendly Travelers“ ein Album geschaffen, das den normalerweise Bodenhaftung verleihenden Bass nicht vermissen lässt. Brian Blade entlockt den Trommeln und Becken selten gehörte Fülle und Harmonie. Brian Blade begreift als einer der ganz wenigen Drummer sein Schlagzeug als mehrstimmiges Musikinstrument. Auch im Zusammenspiel mit Wolfgang Muthspiel zeigt er diese seltene Fähigkeit, für die einzelnen Klangkörper des Schlagzeugs eigene Stimmen zu führen.

Da wird eben die Bass Drum zum Bass. Blade hat mit so unterschiedlichen Musikern wie Herbie Hancock, Joshua Redman und Seal gespielt. Musikalisch geht der Trip der „freundlichen Reisenden“ durch lyrische Balladen („Balladino“) und afrikanische Rhythmen („Youssou“) bis hin zu fast hymnischem Jazzrock („Vallekilde“). „Friendly Travelers“ hat das Zeug, auch Fans von Pat Metheny mit Wolfgang Muthspiel zu versöhnen, und Rockgitarristen sollten unbedingt den John Coltrane gewidmeten „Heavy Song“ hören. Dabei erweist sich Blade als vorbildlich sensibler Sideman, der nie ins Rampenlicht drängt. Das lässt zwar der Gitarre viel Raum, macht aus „Friendly Travelers“ aber auch ein zu konventionelles Jazzrock-Album. Bei aller musikalischen und spieltechnischen Klasse gerät die Platte so ins Fahrwasser etwa der Pat Metheny Group in deren ECM-Jahren. Fans von Wolfgang Muthspiel werden die Platte mit dessen „Solo“ von 2004 vergleichen und feststellen, dass dem neuen Werk viel vom Spielwitz fehlt, der „Solo“ so unwiderstehlich machte. Dafür fasziniert „Friendly Travelers“ mit einer selten gehörten kraftstrotzenden Vitalität. Und die hat auch ihren Reiz.
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