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Für die Welt ist die Sache klar: Mit Luciano Pavarottis Weltruhm begann auch sein Abstieg. So heißt es heute im Nachruf auf den italienischen Star-Tenor. Im Moment, in dem er sich alles leisten konnte, brach der unmäßige Lebenshunger des am 12. Oktober 1935 geborenen Bäckersohns durch. Und der Pasta-Hunger. Pavarotti ging aus den Nähten. Als er in den 1990er Jahren als Othello in der Metropolitan Opera auftrat, höhnte ein Kritiker, Othellos Racheschrei höre sich bei Pavarotti an wie ein Schrei nach mehr Pudding.

Doch im Moment des Abstiegs im Auge der Kritiker begann Pavarottis Aufstieg im Ohr des Publikums. Nicht im Ohr des geschulten Opernpublikums. Im Ohr des gemeinen Volkes, das nicht einsah, warum es für Pavarottis berühmtes Nessun Dorma den ganzen Turandot von Puccini kaufen sollte. Gemeinsam mit José Carreras und Plácido Domingo schmolz Pavarotti die Herzen der Menschen. Pavarotti jedoch war stets mehr als seine Partner bei den drei Tenören.

Trotz seiner Leibesfülle war er der kantigste, der menschlich greifbarste der Drei. So wurden selbst seine Schwächen zu Stärken. Unvergessen seine Diätversuche, die durch die Boulevardpresse gingen. Pavarotti hatte vom Fußballclub Olympique Marseille eine berühmte Diätberaterin abgeworben. Er aß brav, was sie ihm vorsetzte, verschwand aber immer wieder zu Reisen, auf die er sie nie mitnahm. Und jeden Morgen soll er zum Wiegen allein ins Badezimmer gegangen sein und die Tür hinter sich abgeschlossen haben. Wenn er dann herauskam soll er stets zufrieden gesagt haben: „Schon wieder ein Pfund weniger.“ Oder seine Eitelkeit. Als der Star-Sänger seine Stimmgewalt schwinden fühlte, soll er ins Studio gegangen sein, um sein weltberühmtes hohes C noch einmal aufzunehmen, damit man es bei späteren Aufnahmen hineinschneiden konnte.

Das war der Mensch Pavarotti, den Opernkritiker vielleicht nicht richtig verstehen können, und der mir mehr fehlen wird als der Operntenor. Luciano Pavarotti verstarb heute in den Morgenstunden nach langer schwerer Krankheit.