Was hatte dieser Mann, das ihn zu demGeheimagenten prädestiniert, zu 007? Zu einem James Bond? Der Spiegel schrieb ihm einmal den Charme eines Marktleiters bei Edeka zu, und auch Roger Moore selbst hat seine Rolle mit ironischer Distanz gesehen. „Wie kann er Spion sein, wenn der Barkeeper jeder beliebigen Bar ihn mit den Worten ‚Ah, Mister Bond, geschüttelt und nicht gerührt?‘ empfängt?“ So zitiert ihn heute die Netzzeitung. Sir Roger George Moore ist heute 80 Jahre alt geworden. Er hat viele Rollen gespielt. Bekannt war er nur als Simon Templar, als Lord Brett Sinclair in der Serie „Die Zwei“ und eben als James Bond.
Dabei war er weniger ein Geheimagent als Sean Connery, als Timothy Dalton oder als der neue Bond, Daniel Craig. Roger Moore verwandelte James Bond in dessen eigene Parodie. Moores Bond war ein versnobter Playboy mit lockerem Mundwerk, der sich mit Comicfiguren wie dem Beißer (gespielt von dem 2,13-Meter-Hünen Richard Kiel) herumschlug. Es war jedoch nicht Moores Schuld, dass ausgerechnet während seiner Amtszeit die Romanvorlagen von Bond-Erfinder Ian Fleming ausgingen. Schon Octopussy (1983) basierte sehr, sehr lose auf einer Kurzgeschichte von Fleming. Moores letzter Einsatz „Im Angesicht des Todes“ (A View to a Kill, 1985) fand im sozusagen vorlagenfreien Fall statt. Es war der siebte Bond seit seinem ersten, „Leben und Sterben lassen“ (Live And Let Die, 1974). Schon damals war Roger Moore 47 Jahre alt gewesen. Nun trug seine Haut Altersflecken, das Haar war dünn und sein Herzensbrecher Bond drohte endgültig zur Witzfigur zu verkommen.
Man kann sagen: Roger Moore und James Bond trennten sich gerade rechtzeitig, um bleibenden Schaden für beide zu vermeiden. Und obwohl Roger Moore keine großen Filmrollen mehr gespielt hat, hat ihn die Welt nicht vergessen. Wie sollte sie auch. Jede Generation hatte und hat ihren James Bond. Roger Moore war der James Bond der heute 30- bis 45-Jährigen. Er war mein James Bond. Und auch wenn ich einsehe, dass alle anderen Darsteller mehr von einem richtigen Geheimagenten hatten, so kamen die exotischen Drehorte nie so zum Tragen, wie in der Ära Moore. Roger Moore wedelte in den Alpen über die Piste, drückte sich in teuren Hotels in der Karibik herum und schlug sich mit Bösewichten in Venedig. Orte, die damals keiner von uns zu sehen bekam. Er schäkerte mit Frauen, die für uns eine Nummer zu groß waren. Bond bekam sie ins Bett mit Sprüchen, für die wir Ohrfeigen kassiert hätten. Da gab man sich schon mit einem Minimum an Handlung zufrieden.Wir waren geadelt genug, dass wir diesen Jet Set Helden um die Welt begleiten durften. Diese Rolle hängt Sir Roger Moore so sehr an, dass dahinter sein Engagement als Botschafter für Unicef fast verschwindet. Auch wenn dem Polizistensohn erst das den Adelsschlag der Queen eingebracht hat.
Foto: Wikimedia
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