Linux – vertreten durch die Distribuoren RedHat und Novell (Suse) – steht vor Gericht. Die kleine Firma IP Innovation LLC klagt gegen die Verwendung mehrerer Arbeitsflächen auf einem Desktop, wie sie bei Linux üblich ist. IP Innovation behauptet, das System 1991 zum Patent angemeldet zu haben. Merkwürdig: Gerade erst einige Tage vor der Klage hatte Microsoft-CEO Steve Ballmer zum wiederholten Male die Linux User gewarnt, dass irgendwann Patentklagen ins Haus flattern könnten. Zufall oder Hellseherei?

Zurück zum Fall: Dass die Ereignisse keinem Zufall folgen, und dass Steve Ballmer keineswegs mit hellseherischen Fähigkeiten gesegnet ist, hat Gloklaw herausgefunden. Der Weg führt zu Acacia, dem Mutterschiff von IP Innovation LLC. Dorthin waren gerade erst zwei ehemalige Microsoft-Manager gewechselt. Diese Liste zeigt, welcher Beschäftigung Acacia besonders engagiert nachgeht. Groklaw erwartet eine Neuauflage des SCO-Prozesses, in den einige Beabachter ebenfalls Microsoft verwickelt sahen.

Was bedeutet das nun für Linux? Michael Dell, der seine Linux-Laptops mittlerweile auch in Europa verkauft, gibt Entwarnung: Ballmers Dauerfeuer mit nebulösen Vorwürfen habe dem Absatz von Hardware mit Linux nicht geschadet, sagt er. Das ist aber nicht der Punkt.

Es geht nicht um Linux auf dem Desktop. Es geht in erster Linie um die Server. Red Hat und Novell verdienen Geld an Firmennetzwerken. Dort will Microsoft den Kampf gegen Linux aufnehmen. Deshalb geht es um Novell und Red Hat. Gleichzeitig zeigt der Fall, wie wertlos der Deal ist, den Novell mit Microsoft abgeschlossen hat. Wir erinnern uns: Novell hatte einen größeren Geldbetrag an Microsoft gezahlt, um vor Patentklagen sicher zu sein. Nun spielt der Redmonder Gigant über Bande.

Müssen wir uns Sorgen machen? Ich glaube nicht. Sicher: Microsofts Kampagne zur Verunsicherung der Kunden kann Red Hat oder Novell hart zusetzen. Aber was hat das mit Linux zu tun? Red Hat ist zwar die Nummer 1, wenn es um Linux auf dem Server geht, aber auf Platz zwei kommt keineswegs der zweite große kommerzielle Anbieter (Novell), sondern Debian, dahinter erst Fedora. Beide sind Community-Projekte. Da steckt kein Marketing dahinter. Wie ich schon in Götterdämmerung für Bush und Gates ausgeführt habe, steckt hinter dem Erfolg von Linux ein Bedürfnis der Anwender.

Microsoft kann gegen einzelne große Linux-Distributoren in die Schlammschlacht ziehen, nicht aber gegen das Bedürfnis nach Linux. Menschen lassen viel mit sich machen, aber die Teilhabe an der Informationsgesellschaft zählt mittlerweile zu den menshclichen Grundbedürfnissen. Die günstigste Lösung dafür ist eben Linux, nicht Windows. Nachdem Europa schon bewiesen hat, dass auch Microsoft nicht unbesiegbar ist, beginnen nun auch amerikanische Politiker zu argwöhnen, dass Windows und große Politik zu dicht beieinander liegen.