Die Entwicklung des Tonarms lässt sich auf zwei Namen reduzieren: Alastair Robertson-Aikman und Roy Gandy. Robertson-Aikman gründete 1946 das Traditionsunternehmen SME. 1959 entwickelte er den ersten SME-Tonarm. Als SME 3009 wurde er bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts nur wenig verändert gebaut. Die geschwungene S-Form wurde stilprägend. Bis in die 70er Jahre hinein sah ein Tonarm genau so aus. In den 70ern kam eine 12 Zoll lange Version, der 3012, hinzu. Der Gedanke: Ein 12-Zoll-Arm verändert den Winkel des Tonabnehmers zur Rille so günstig, dass dieser fast gerade in der Rille steht. Dadurch wollte man den gefürchteten Spurfehlwinkel vermeiden, der am Anfang und am Ende der Platte lauerte. Das sind die Stellen, an denen die Nadel schräg in der Rille steht. Als das Ideal betrachtete man den Tangentialtonarm, der von außen quer über die Platte gelegt wurde und stets senkrecht zur Rille stand. Der Tangentialtonarm führte im audiophilen Lager nie mehr als eine Nischenexistenz. Zu aufwändig zu produzieren. Außerdem folgt er nicht so leicht den Bewegungen des Tonabnehmers in der Rille, und er besitzt zuviele bewegliche Teile. Gerade mit diesem letzteren Makel hatte man nicht gerechnet. Doch um die Mitte der 70er Jahre tauchte der andere Protagonist auf: Roy Gandy. Gandy gründete mit einem Partner die Firma Rega. Rega produzierte einen genialen, simplen Plattenspieler. Der erste Tonarm von Rega besaß zwar noch die S-Form, aber sein Tonarmrohr war samt der Headshell, in die der Tonabnehmer montiert wird, aus einem Stück einer Titan-Aluminium-Legierung gezogen, denn wo es keine Nähte und Übergänge gibt, da staut sich keine mechanische Energie. Doch die Entwicklung war damit nicht abgeschlossen. In der nächsten Stufe dachten Gandy und sein Team darüber nach, wie der Tonarm den Abtaster noch besser führen könnte. Die Lösung: Die Masse muss geringer werden. Ergo wurde das Tonarm gerade. Außerdem veränderte sich in einem Tonarm das Resonanzverhalten: Ein kegelförmiges Tonarmrohr erwies sich als das günstigste. Der Rega-Tonarm war fertig.
Foto: Rega
Die Rega-Tonarme klangen so sauber, so ausgewogen und waren dabei doch so billig. Kein Wunder, dass noch im selben Jahrzehnt, den 80er Jahren, SME das neue Top-Modell, den SME V, weitgehend an die Form des Rega-Tonarms anpasste. Dennoch behielt er eine gewisse Erdenschwere, die allerdings von vielen Fans geschätzt wird. Es blieb Franz Kuzma überlassen, das Konzept von Roy Gandy zuende zu denken. Der Kuzma Stogi Reference werwirklichte in seiner extremen Kegelform das rechnerisch günstigste Verhältnis zwischen Durchmesser und Länge. Und Kuzma wählte die Neun-Zoll-Länge, die sich messtechnisch als bester Kompromiss zwischen Spurfehlwinkel und Resonanzverhalten erwiesen hat.
Nicht erörtern will ich an dieser Stelle die Einpunktgelagerten Tonarme Naim Aro oder Hadcock, mit denen mir die Erfahrung fehlt. Wer die mechanische Instabilität dieser Konstruktionen nicht scheut, der sollte sich den hervorragenden und preislich interessanten Kuzma Stogi S anhören.
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