Steve Jobs auf der 2010 Worldwide Developers Conference

Zum Tod von Steve Jobs scheint kein Superlativ zu klein. Mit Thomas Edison wird er verglichen. Genie, Innovator, Inspirator. Dem just verstorbenen iGod der Apple-Gemeinde wirft man nur dicke Brocken hinterher. Wollen wir dem Reigen der großen Worte ein schlichteres hinzufügen: Mit Steve Jobs verliert der Computernutzer seinen mächtigsten Anwalt.

Steve Jobs war kein Erfinder, aber er hat Erfindungen durchgesetzt – zum Wohl des Nutzers

USB-Anschluss, Touch-Screen, App-Store, keine dieser Innovationen ist dem genialen Hirn des Apple-Gründers entsprungen. Doch ohne Steve Jobs wären sie vielleicht noch lange in der Schublade geblieben. Beispiel Touchscreen: Schon die ersten PDAs von Palm besaßen berührungsempfindliche Bildschirme, auf denen man mit nifteligen Stiften herumfuhrwerken musste. Erst Jobs hat das Smartphone zu Ende gedacht. Das iPhone ließ sich mit den Fingern bedienen, und zwar ohne die Bedienungsanleitung gelesen zu haben. Letzteres unterschied das iPhone von den hochwertigen Nokia-Smartphones, die 2007 sehr viel mehr konnten. Nur stand bei Nokia kein Steve Jobs am Ruder, der kompromisslos auf intuitive Bedienung achtete.

Jobs durchdachte die Dinge besessen vom Standpunkt des Nutzers

Mit dem ihm eigenen besessenen Willen zur Perfektion hat Steve Jobs immer wieder seine Entwickler angetrieben. Dieses bedingungslose Durchdenken der Dinge vom Standpunkt des einfachen Nutzers hat in der IT-Branche Maßstäbe gesetzt. Der ewige Rivale Microsoft hat seine Anwender nie so respektiert, wie die von Steve Jobs geprägte Marke mit dem angebissenen Apfel. Im Rest der Hightech-Branche war es viel zu schick, den Dümmsten Anzunehmenden User den DAU zu verhöhnen. Das hat sich geändert. Selbst im Lager der technikversessenen Linux-Fans sind Projekte entstanden, die sich konsequent um den einfachen Nutzer bemühen. In vorderster Front sei hier Ubuntu zu nennen, dessen Erfinder Mark Shuttleworth sich gern ebenso visionär wie autokratisch inszeniert – ganz wie Steve Jobs.

Steve Jobs sah zuerst Hardware, Software und Inhalte als Einheit

Noch etwas hat Steve Jobs ausgezeichnet, und hier ist das Wort vom Genie am Platz. Jobs, der Computer schon immer als Einheit von Hardware und Software betrachtet hat, erkannte als wohl erster Konzernchef in der IT-Branche die Bedeutung von Inhalten. Sein iTunes ist Herzstück eines Technikuniversums, das in der Lage ist, jeden Nutzer an jedwedem Ort mit Musik, Filmen und Büchern zu versorgen. Steve Jobs hat gewusst, dass ein Betriebssystem, ein PC oder ein USB-Player allein niemanden inspirieren. iTunes ist ein einmaliges System zum Überall-hören-lesen-glotzen-spielen. Steve Jobs befreite Apple aus der Nische der Grafikdesigner, die dem Unternehmen auch in dessen dunkelsten Tagen die Treue gehalten hatten. Er machte aus der Kultmarke der verschrobenen Überbezahlten einen Unterhaltungskonzern, der alle Lebensbereiche seiner Fans durchdrang.

Ohne den iGod im Wettstreit mit Samsung und Amazon

Natürlich muss Apple die technische Konkurrenz von Samsung, HTC oder Motorola frchten. Noch weit mehr muss dem Konzern jedoch Konzerne wie Amazon fürchten. Der ehemalige Online-Buchhändler kann es als einziger mit Apple aufnehmen. Tablet-PCs hat er bereits angekündigt. Ein Amazon, das zu den Tablets noch Smartphones und PCs mit Zugriff auf alle Inhalte anbietet, ein solches Amazon könnte dem Apfeltraum ein schnelles Ende bereiten. Umso mehr als dem Konzern sein genialer Führer fehlt. Wer sollte jetzt die Ingenieure zu derartigen Höchstleistungen anspornen? Welcher Visionär besäße das Charisma, technikverliebte Entwickler so strikt auf den Nutzen für den Verbraucher zu verpflichten?

Aus dem Apple-Universum heraus hat Steve Jobs die Welt verändert

Steve Jobs sah sich selbst nie als Erfinder im technischen Sinn. Er wollte die Welt verbessern. Sicher ist eines: Steve Jobs hat mit seinem Beispiel den ganz persönlichen Nutzen des Anwenders als Maßstab für technische Innovation etabliert. Damit hat er weit über das Apple-Universum hinaus Unterhaltungs- und Informationstechnologie geprägt. Aber ja doch, Steve Jobs hat die Welt verbessert – auch für Menschen, die sich nie ein Apple-Gerät leisten würden.

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