Armin Laschet ist in seiner Partei ganz oben angekommen. Jetzt will er auch den letzten Schritt tun: den ins Kanzleramt. Orientierung gibt ihm einmal mehr die Kanzlerin. aber hat er deren Erfolg verstanden? Lässt sich der Weg der Angela Merkel ins höchste Regierungsamt als Rezept anwenden?

Als Armin Laschet 2012 CDU-Vorsitzender in Nordrhein-Westfalen wurde, verlieh er quasi nebenbei Kanzlerin Angela Merkel die Hausmacht, die ihr stets gefehlt hatte. Der Chef des größten Landesverbandes der CDU erwies sich fortan als verlässlicher Unterstützer der Regierungslinie. An der Seite der Kanzlerin stand er die Flüchtlingsdebatten der Jahre 2015 bis 2017 durch. Gemeinsam mit ihr rezitierte er das Mantra der Gemächlichkeit in der Klimadebatte als 2018 die Schulstreiks von Fridays for Future die politischen Diskussionen anheizten. Das gilt im politischen Tagesgeschäft als sichere Bank. Denn Merkel folgte stets sicher den Mehrheiten. Warum sollte sich ein Wahlkämpfer dann nicht an ihr orientieren?

Merkels Aufstieg als Blaupause?

Armin Laschets Außenwirkung gibt immer wieder Rätsel auf: Wenn er ins Kanzleramt möchte, warum greift er nicht laut und deutlich nach der Spitzenkandidatur der Union? Wenn er führen möchte, warum überlässt er in der Corona-Pandemie so oft seinem Konkurrenten Markus Söder (CSU) den öffentlichkeitswirksamen ersten Auftritt nach den endlosen Beratungen der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin? Gerade in dieser Zögerlichkeit erinnert er immer wieder an die Kanzlerin selbst. Angela Merkel hat sich in ihrer Karriere nie nach vorn gedrängt. Die Partei hat ihr 1998 zunächst das Amt der Generalsekretärin angetragen und sie 2000 zur Parteivorsitzenden gekürt. Als aussichtsreichster Kandidat für beide Ämter galt seinerzeit Wolfgang Schäuble, der wegen der Affäre um schwarze Kassen in der CDU ausfiel. Den Weg ins Kanzleramt hatte ihr schließlich 2005 Gerhard Schröder (SPD) bereitet, indem er sich mit einem Denkwürdigen Auftritt am Anbend nach der Wahl alle Koalitionsmöglichkeiten verbaut hatte.

Die Zeit arbeitet für Markus Söder

Merkels Aufstieg lässt sich nicht von den historischen Bedingungen trennen, die ihn ermöglichten. Ihre Karriere ist immer wieder als Beleg für einen Wandel in der politischen Kultur herangezogen worden. Dabei ist der Weg der Angela Merkel eine singuläre Ausnahme: Die Schwarzen Kassen der CDU aus der Kohl-Ära und ein erfolgsberauschter SPD-Kanzler haben Merkel ins Kanzleramt gebracht. Für Armin Laschet gelten diese Ausnahmebedingungen nicht. Und noch etwas schätzt Laschet falsch ein: Mit einer Politik der ruhigen Hand (Umschreibung für Nichtstun) kann nur ein Amtsinhaber werben, nie der Herausforderer. Armin Laschet hat viel Zeit verloren, indem er hoffte, die Zeit werde für ihn so arbeiten, wie sie es für Angela Merkel getan hat. Unter den historischen Bedingungen unserer Tage arbeitet die Zeit jedoch für einen Markus Söder.