Das Europaparlament will Google regulieren. Aber mit der Resolution gegen den Internetkonzern leistet Europa einen Offenbarungseid für seine eigene Innovationskraft – und für sein Verständnis von wirtschaftlichen Abläufen im Digitalzeitalter.
Internetkonzerne sollen künftig Suchmaschine und andere Dienste voneinander trennen. Die Resolution, die das Europaparlament jetzt beschlossen hat, richtet sich natürlich gegen Google, den Suchmaschinenprimus, den Datenkraken, den Monopolisten. Besonders in Europa ist Google stark. Im Heimatmarkt USA steht der Marktführer im Wettbewerb mit Bing und Yahoo. In Russland liegt Google in Konkurrenz mit dem Suchdienst Yandex. Wettbewerb auch in China: Baidu heißt dort der regionale Konkurrent.
Google-Alternativen weitgehend unbekannt
In Europa hingegen steht Google allein. Andere Suchmaschinen sind weitgehend unbekannt oder einfach zu schlecht für uns regionalisiert. Eine deutsche oder europäische Konkurrenz für Google gibt es nicht. Warum eigentlich nicht? Weil Google so mächtig und unüberwindlich ist?
Unternehmen wir eine Zeitreise: Als das Internet noch jung war, beherrschte eine Handvoll Internetkonzerne den frischen digitalen Markt: Lycos, AOL und – schon damals – Yahoo. Für die Internetsuche verwendete man Altavista. Um die Jahrtausendwende tauchte eine neuer Wettbewerber auf. Es handelte sich um eine minimalistische Suchmaschine. Sie bestand aus nichts als einer Eingabezeile, die schnell lud. Wichtig im Zeitalter der 56k-Modems.
Seit 2004 „googeln“ wir, wenn wir suchen
Der Anbieter – Google – stellte diese Suchmaschine kostenlos jedem Seitenbetreiber zur Verfügung. Schnell fand sich auf fast jeder Internetseite eine Google-Suchbox. schon 2004 nahm der Duden das Wort „Googeln“ als Synonym für das Suchen im Internet auf. Vom Startup zum Quasi-Monopolisten – vor allem in Europa. Ist Europa für anderen Konzerne deswegen offenbar uninteressant? Weil die Europäer sowieso mit Google suchen?
Google betreibt kein Gas- oder Strommonopol
Google hat kein Monopol auf Gasleitungen, ohne die ich frieren müsste. Google betreibt keine Stromnetze, ohne die ich diese Zeilen bei Kerzenlicht auf Papier schreiben müsste. Google betreibt nur eine Suchmaschine, ohne die unsere Europaparlamentarier Bing oder Yahoo benutzen müssten. Google betreibt einen Kartendienst, ohne den unsere Abgeordneten mit Bing Maps zwischen Brüssel und Straßburg pendeln müssten. Sind sie deshalb der Ansicht, dass wir eine Lex Google brauchen?
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