Jetzt ist es passiert: Wir haben es den Amerikanern gleich getan. Das Wunder von Bern kommt in die Kinos. Wenn der „Boss“ das Leder ins Eck semmelt, steht das Pathos mindestens bis zur Höhe der Getränkehalter im Parkett.

Und für den Film von Sänke Wortmann war es längst Zeit. Zufall, dass der Film so kurz nach Helmut Rahns Tod anläuft? Nein, da hat die Filmfirma garantiert nicht nachgeholfen. Schließlich ist der „Boss“ ja viel mehr als ein Fußballspieler. Er ist ein Nationalsymbol. Mit Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 1954 haben Rahn und seine Jungs die Geburt einer Nation vollendet. Oder fast einer Nation, denn auf der anderen Seite der Werra suchte sich eine andere deutsche Republik andere Nationalsymbole.
Die alte Bundesrepublik gründete sich auf drei Dinge:
1. D-Mark (+ 31.12.2001),
2. VW Käfer (+ 30.07.2003),
3. Helmut Rahn und das Wunder von Bern (+ 13.08.2003).
Auch dem oberflächlichen Betrachter entgehen nicht die kurzen Abstände zwischen dem Dahinscheiden der Nationalsymbole. Rahn überlebte den Käfer nur um zwei Wochen. Damit ist dann die alte Bundesrepublik wohl endgültig beerdigt. Und weil wir noch keine Symbole für die neue Republik haben (Helmut Kohl? Henry Maske? Daniel Kübelböck?), schwelgen wir eben in alter Herrlichkeit.