Rau geht. Großer Staatsmann, sagen alle und senken ehrfurchtsvoll die Häupter. Aber machen wir doch eine Zeitreise….

…zum 23. Mai 1993. Damals trat Roman Herzog sein Amt an. Dabei hatte damals schon ein anderer Kandidat als sicher gegolten: Johannes Rau. Selbst Kohl war damit einverstanden. Doch dann steckte irgendjemand dem Oggersheimer Klops, dass als seinerzeit Gustav Heinemann (SPD) ins höchste Staatsamt gewählt worden war, kurz darauf die CDU in die Opposition gegangen war. Veto vom Chef.
Nicht um Rau tut es mir leid: Ich mochte das ewige Lippen lecken vor laufender Kamera schon nicht als Rau noch in der Düsseldorfer Staatskanzlei residierte. Die Sache ist nicht besser geworden. Es steht zu befürchten, das unser Staatsoberhaupt leider ein schlecht sitzendes Gebiss sein eigen nennt. Das sind die grausamen Folgen von ungezählten Gesundheitsreförmchen.
Aber die Kandidatendebatte läuft wieder nach dem gleichen Schema ab. Wir diskutieren über Parteiproporz und über alte Männer, die beim Staatsbankett gerade noch das Sektglas in den zittrigen Fingern halten können. Hat schon einmal jemand nach Qualität gefragt? Es wäre doch schön, wenn auch unser nächstets Staatsoberhaupt lesen und schreiben könnte. Das hat bisher ja immer geklappt, was wir ganz bestimmt nicht dem Auswahlverfahren in den Parteien verdanken.