Nun ist es heraus: Auch im Libanon soll auf unbestimmte Zeit eine Friedenstruppe den behelmten Kopf hinhalten, und Bundesverteidigungsminister Jung (erinnern Sie sich? Roland Kochs Bauernopfer in der Schwarzgeldaffäre) hat schon den Finger gehoben: Wir sind dabei. Helfen wir dem Minister mal beim Zählen seiner versprengten Truppenteile: 7700 Soldaten dienen zurzeit außerhalb der Grenzen unserer gemütlichen Republik. Der größte Teil in Afghanistan, im Kosovo oder in Bosnien. Die penible Bundeswehr-Statistik führt auch jenen Einzelkämpfer an, der im Rahmen einer ominösen „AMIS“ genannten Mission im Sudan hockt. Wehrpflichtige kann die Bundeswehr wohl kaum auf einen solchen Einsatz schicken. Bleiben – abgesehen von einigen Reservisten – nur die 187.713 Zeit- und Berufssoldaten. Nicht jeder von ihnen kann einfach so eingesetzt werden. Die Marinesoldaten würden in ihren blauen Leibchen ganz sich Heiterkeit erregen, wenn sie bei der KFOR landen würden.
Etwa 70.000 Soldaten fallen also für Auslandseinsätze aus (Marine, Luftwaffe, Schreibstubenhengste auf der Hardthöhe). Ja, ich weiß, nicht jeder ist ein Zeitsoldat. Aber solch aufwändige Statistiken werden garantiert nicht von Wehrpflichtigen erstellt. Also gehen wir davon aus, dass unter den Entschuldigten die Berufssoldaten etwas stärker vertreten sind. Wieviele bleiben dann für Auslandsmissionen? 120.000? Jeder von ihnen bleibt ein halbes Jahr, dann ist das neue Auto oder das Eigenheim verdient und der Knacks weg und es geht heim zu Frau und Kindern, die einen dann oft nicht mehr wiedererkennen. Dann befände sich also jeweils ein Fünfzehntel der deutschen Streitmacht schon jetzt im Ausland. Ein so großes Kontingent ist in der Geschichte der Bundesrepublik noch in keinem Sommer in Urlaub gefahren.
Wenn also Innenminister Wolfgang Schäuble nicht seinen Traum vom Inlandseinsatz der Bundeswehr angesichts leer gefegter Kasernen begraben möchte, dann sollte er seinem Kabinettskollegen Einhalt gebieten.
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