Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger widerruft seine Behauptung, Hans Filbinger sei ein Nazi-Gegner gewesen. Zwischen den zusammengebissenen Zähnen knirscht er in die Heute-Kameras, dass seine Behauptung so „nicht mehr aufrecht erhalten werden“ könne. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihm die Instrumente gezeigt, hat ihm gedroht, er sei sonst als Ministerpräsident nicht zu halten. Dass die Kanzlerin den Bruch mit einem der stärksten CDU-Landesverbände riskiert, spricht für sie. Aber es zeigt einmal mehr, dass die CDU ein nur schwach kaschiertes Problem mit der Nazi-Vergangenheit hat. Aus dem baden-württembergischen CDU-Landesverband gab es kein Wort der Kritik an Oettingers Rede, und man darf annehmen, dass auch der Rest der Partei kaum aufgemerkt hätte, wenn nicht die jüdische Gemeinde zuerst protestiert hätte. Im Gegenteil: Wir dürfen annehmen, dass Oettinger den Nazi-Todesrichter nur deshalb zum Widerstandskämpfer verklärt hat, weil er in gewissen Kreisen der Union damit punkten kann. Kreise, die der Einfachheit halber jeden gern als Widerstandskämpfer sehen würden, der den Nazi-Terror überlebt hat – auch wenn er höchst aktiv daran mitgewirkt hat.