Klaus Dobrindt auf dem 39. Congress der Controller

Foto: Reimus.NET/Rechenberg

Führungskräfteberater Klaus Dobrindt erklärt im Interview mit Controllingportal.de: Burn Out bedroht gerade die engagiertesten und kompetentesten Mitarbeiter. Viele Unternehmen beugen bereits vor. Dobrindt erklärt, was Arbeitgeber tun sollten und warum Burn Out auch ein Thema für Controller sein sollte.

Wenn Unternehmen das Burn-Out-Risiko ihrer Mitarbeiter senken wollen, müssen Sie Anreize für kollegiales und gesundheitsförderndes Verhalten setzen. Das sagte der Augsburger Führungskräfteberater Klaus Dobrindt im Gespräch mit mir für die Internetplattform Controllingportal.de. Jeder vierte Arbeitnehmer erkranke im Laufe seines Berufslebens an einer psychischen Störung, die behandelt werden müsse, erklärte der Experte vom Arbeitsschutzspezialisten BAD Gesundheitsschutz und Sicherheitstechnik mit Sitz in Bonn. Die Diagnose Burn Out ziehe in der Regel lange Krankheitszeiten nach sich.

Wachsende Lücke zwischen steigenden Anforderungen und sinkendem Sicherheitsgefühl

Dobrindt beobachtet eine wachsende Lücke zwischen steigenden Anforderungen einerseits und einem schwindenden Sicherheitsgefühl andererseits. Arbeitnehmer übernähmen die Erwartungen als eigene Einstellungen. „Viele der Einstellungen die gefährlich sind, spielen eine große Rolle für den Erfolg des Unternehmens und für das persönliche Vorankommen im Unternehmen. Die Betroffenen haben eine hohe Loyalität, eine hohe Verantwortungsbereitschaft und eine hohe Leistungsbereitschaft – und sie können sich schlecht abgrenzen“, warnt der Experte im Gespräch. Auch das Controlling in Unternehmen könne dabei helfen, den Druck auf die Mitarbeiter zu verringern: „Wichtig wäre Transparenz. Die Mitarbeiter in den anderen Abteilungen müssen verstehen, warum hier schon wieder ein neues Verfahren eingeführt wird oder dort noch mehr Daten erhoben werden müssen. Wenn ich den Grund kenne, dann kann ich die Anweisungen ohne inneren Konflikt befolgen.“

Unternehmen sollten ihre Führungskräfte sensibilisieren

Unternehmen könnten natürlich nicht alle psychischen Belastungen ausgleichen, zumal oft private Krisen hinzukämen. Dobrindt rät Arbeitgebern, ihre Führungskräfte zu schulen, Symptome bei Mitarbeitern frühzeitig zu erkennen: „Dann kann man die Gründe analysieren. Ist der Leistungsdruck zu hoch? Hat der Betroffene die notwendigen Kompetenzen für seine Aufgaben? Oder hat er Probleme in der Familie?“ Unternehmen sollten vorbeugen, empfiehlt Dobrindt, denn: „Es fallen Mitarbeiter mit hohem Engagement und wertvollen Kompetenzen aus.“ Unternehmen sollten bei der Auswahl von Führungskräften stärker auf gesundheitsbewusstes Verhalten und soziale Kompetenz setzen.

In vielen Unternehmen habe er das schon beobachtet, erklärt er: „Wenn Jemand in höhere Führungspositionen gekommen ist, dann hat das eine Vielzahl von Gründen gehabt, und es waren meistens nicht diejenigen Mitarbeiter, die immer vorangegangen sind. Da spielen Kontakte eine Rolle, die Beziehungsfähigkeit spielt eine immer größere Rolle und natürlich spielt die Fachkompetenz eine Rolle. Es kann eine Rolle spielen, dass sich jemand gut abgrenzen kann. Dass er nach der Arbeit Fußball spielt.“

Zur Person:

Klaus Dobrindt ist Mitarbeiter- und Führungskräfteberater bei der BAD GmbH, die auf Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik spezialisiert ist.