Alban Berg schuf aus den Wedekind-Dramen „Erdgeist“ und „Die Büchse der Pandora“ seine Oper „Lulu“. Gut 80 Jahrespäter haben sich ausgerechnet Metallica gemeinsam mit Lou Reed an eine eigene „Lulu“  gewagt. Folgen ihnen die Fans auch diesmal? Auch ins Theater? Am 28. Oktober sind wir schlauer. Dann steht das Werk zum Download und in den Plattenläden.

Drei Musiker, die alles erreicht haben, die von Publikum und Kritik gleichermaßen mit Preisen behängt wurden, denen ein neuer Grammy oder MTV-Music-Award nur ein „Ach, schon wieder“, entlockt. Was hätten diese Drei noch für Ziele? James Hetfield, Kirk Hammett und Lars Ulrich haben als „Metallica“ mit erdenschweren Gitarrenriffs in den Neunzigern der Rockmusik eine nie gekannte Härte verliehen.

Sie haben der Ruhmeshalle des Rock Hände voll Klassiker hinzugefügt und dem Musikbusiness einige der größten kommerziellen Erfolge beschert. Sie haben sich musikalisch immer wieder neu erfunden, um dann mit dem neuen Bassisten Robert Trujillo wieder zu ihren schwermetallenen Wurzeln zurückzukehren. Welche Herausforderung kann diese Band, kann Metallica noch suchen – oder ihren Fans bescheren.

Ein weiteres Rockalbum in der Art von Death Magnetic konnte es nicht werden. Aber eine Zusammenarbeit mit Lou Reed? Den hatte man doch eigentlich schon fast vergessen.  Nach seinem Konzeptalbum „New York“ (1989) und dem etwas weniger erfolgreichen „Magic & Loss“ (1992) war das Urgestein des Underground-Rock, die Ikone der Indiebands allmählich aus dem kollektiven Gedächtnis der Rockszene hinab gesunken in den Schatten seiner eigenen Legende. Er hatte sich viel mit Literatur befasst, hatte Edgar Allan Poe vertont.

An Lou Reeds Seite sucht nun ausgerechnet Metallica neue Ufer und landete beim Werk des deutschen Dramatikers Frank Wedekind. Die Legende weiß, dass die Band schon einmal am Avantgarde-Urgestein geschnuppert hat. Gemeinsam  interpretierte man  unter anderem „Sweet Jane“, das Lou Reed einst für Velvet Underground geschrieben hat.

Seine „Lulu“ hat Lou Reed nicht eigens für die Liaison mit den robusten Metalveteranen komponiert. Er hatte das Werk einst für eine Inszenierung von Robert Wilson vertont. Wilson, der schon den Freischütz als „Black Rider“mit Musik von Tom Waits in Hamburg aufgeführt hatte, wollte von Reed Musik für eine „Lulu“ am Berliner Ensemble.

Mit Metallica eingespielt, könnte „Lulu“ nun Lous Weg zurück in die Popkultur ebnen. Metallica wiederum können gewiss sein, dass Lou Reed sie von der Bravo und dem Metal Hammer in die Kulturteile von Süddeutscher, FAZ oder Zeit bringen wird. „Lulu“ wird Metallica wieder neue Publikumskreise erschließen. Trotzdem kann „Lulu“ eine gute Platte werden. In meinem Terminkalender trägt der Europastart der Platte, der 28. Oktober, bereits eine Markierung.

Foto: Album Cover, weiter Informationen gibt’s hier: loureedmetallica.com