Der Sennheiser HD414 gilt als der meist verkaufte Kopfhörer aller Zeiten. 1968, im Jahr seiner Markteinführung, war er eine Revolution: Der erste offene Kopfhörer und ein HiFi-Klassiker.
„Cans“ nennt der Engländer den Kopfhörer. Kannen. Und wie Kannen wirkten früher die Kopfhörer. Wie riesige Kübel saßen sie über den Ohren. Damit sie dort blieben, mussten mächtige Metallbügel die Muscheln an den Schädel pressen. Fast war es als trüge man rechts und links einen VW Käfer am Kopf. Erst 1968 konnten die Pressköpfe aufatmen.
Der Sennheiser HD414 wirkte wie – ja wie eigentlich? Auf jeden Fall nicht wie Kopfhörer. Er schien aus wenig mehr zu bestehen als einem leichten Plastikbügel. An den Enden saßen geradezu winzige Schallwandler. Farbige Schaumstoffpolster verhinderten, dass sich die scharfen Kanten der Minihörer in den Ohrmuscheln verewigten. Mehr nicht. Sennheiser behauptete, es sei gelungen, die Treiber so kompakt zu bauen, dass der schmächtige HD414 klinge wie ein Großer. Und das tat er. Mehr noch: Was die Natürlichkeit des Klangbildes anging, setzte der HD414 neue Maßstäbe. Und auch das hatte mit seiner revolutionären Einfachheit zu tun: Der HD414 war der erste offene Kopfhörer.
Die Sennheiser-Ingenieure brauchten keine Resonanzen niederzuringen, die sich in den ohrumschließenden Muscheln der Konkurrenz leicht aufbauen konnten. Je nach Geschmack konnte der HD414 damit im Bass auf Anhieb etwas dünn klingen. Doch seine Stärke spielte er vor allem auf Zeit aus. Das geringe Gewicht führte auch nach Stunden nicht zu Nackenschmerzen. Und weil der HD414 so leicht war, brauchte er keinen hohen Anpressdruck. Im Gegenteil. Er hielt sogar, wenn man den Bügel unter dem Kinn trug. Frauen trugen den HD414 auf diese Weise. Andere Kopfhörer ruinierten die Frisur. Schnell setzte sich der HD414 auch in den Rundfunkstudios und in den Übertragungswagen durch. Er klang hervorragend, trug sich leicht und passte ins Reisegepäck.
Dabei war er nicht einmal teurer als die Konkurrenz. Bis in die 80-er Jahre blieb der HD414 in immer wieder leicht veränderten Versionen auf dem Markt. Ersatzteile liefert Sennheiser bis heute. Das betrifft zum einen die anfälligen Kabel, die schnell mal brachen. Vor allem aber die Ohrpolster lösten sich schnell auf. Tipp: Der Onlineversender Thomann verkauft Polster für den HD414. 10 Millionen Exemplare will Sennheiser von diesem wunderbaren Kopfhörer verkauft haben. Â Der HD414 war der erste Kopfhörer für Unterwegs. Ohne offene Kopfhörer wie diesen hätte es nie einen Walkman gegeben.
8. Dezember 2010 — 02:14
toll dies alles zu hören…..ich hab einen :-))
8. Dezember 2010 — 22:32
Nicht weggeben solange er nicht auseinanderfällt! 😉
11. Dezember 2010 — 00:29
nee habe heute vom thomann neue ohrpolster bekommen. die passen super,sind aber etwas blas…alllerdings scheint wohl mein mp3-player (iriver b20) etwas überfordert bezüglich der impedance der kopfhörer.bei voller lautstärke klingen sie immer noch irgendwie leise….aber noch im bereich des tribut zollen :-))
12. Dezember 2010 — 17:08
@dirk:
Sorry, habe ich vergessen zu erwähnen: Die Impedanz des Sennheiser HD 414 liegt mit 2000 Ohm ungewöhnlich hoch. Das kann Probleme mit einigen aktuellen Geräten geben. 🙁
Für die Mehrheit der aktuellen Kopfhörer sind schon 600 Ohm sehr viel.
7. Oktober 2013 — 15:55
Eben erst gesehen, daher der späte Kommentar….
Das mit dem niedrigen Anpressdruck gilt aber nur für spätere Ausgaben des HD 414 (aber noch vor „SL“ oder „Classic“). Die allerersten aus den späten 60ern saßen wie Schraubzwingen. Ich weiss das, ich habe zumindestens noch 2 mit niedrigen vierstelligen Seriennummern von 1968/69 und Original-Bügeln (irgendwo muss sich auch noch ein drittes Exemplar herumtreiben). In Grau.
Dass die Hörer immer noch Freude bereiten, bleibt davon unbenommen.
20. Oktober 2013 — 11:04
Hallo Thorsten,
danke für deinen Kommentar. Ich hatte einen aus den Siebzigern. Da hatte ich Glück. Ich hatte einen aus den Siebzigern. Da hatte sich dann doch wohl etwas getan. Der saß immer noch fest, aber eigentlich nicht unkomfortabel.
6. November 2013 — 20:49
Hallo Thorsten. Ich habe einen alten defekten HD 414 mit 2k-Ohm, leider defekt. Ersatz ist schwer zu finden, die „neueren“ haben alle 600 Ohm. Wo siehst du eine Seriennr.? Das wäre eine Hilfe, um so einen zu finden. Meine alte Bandmaschine hat einen 1k-Ohm Ausgang, da hört sich die 600 Ohm Variante nicht gut an…
Gruß, Caspar
12. August 2014 — 20:54
Mein Kopfhörer ist ein 70er, absolute Spitzentechnik, „passt gut zu meinen 70er DUAL u. TECHNIKS-Geräten“ :-)) Die Polster sind „erst“ Ende der 90er zu Staub verfallen. Und mittlerweile ist ein leichtes Neben-Geräusch zu vernehmen wenn ich die Kabelverbindung etwas stärker (während des Musikhörens) bewege; na ja, ich lass es dann eben.
In jeder Hinsicht waren die Siebziger die Besten.
17. August 2014 — 13:17
Auch für die Kabel gibt es heute noch Ersatz:
http://www.thomann.de/de/sennheiser_81435_kopfhoererersatzkabel.htm
Viel Spaß weiterhin mit den HiFi-Klasikern.
14. September 2016 — 12:03
Gibt es auch einen Ersatz für die Bügel? Meiner ist leider total verbogen und auch bröselig 🙁
Vielen Dank und viele Grüße
Volker
14. September 2016 — 17:58
Hallo Volker,
das weiß ich wirklich nicht. Wie wäre es mit einem neuen Gebrauchten? Dann die besten Teile von beiden Hörern zusammenstellen.
Viel Spaß
Wolff
8. März 2017 — 13:49
Den HD414 von Sennheiser habe ich auch, mir persönlich ist er doch ein wenig zu höhenbetont abgestimmt, aber er hat eine sehr detailierte Klangauflösung. Ich finde allerdings er eignet sich nicht besonders gut zum laut Musik hören.
16. August 2017 — 17:50
Hallo;
mein HD414 von Sennheiser hat jetzt 50 jähriges. Ich habe Ihn in den 70ern zusammen mit meinem „sündhaft teuren HIFI Plattenspieler“ gekauft. Der Typ HD414 hat mich sehr lange Jahre im Beruf Tontechnik begleitet, war für die Fehlersuche genau so geeignet wie am Mischpult (allerdings hatte ich es vorwiegend mit Sprache zu tun). Abends zu Hause wurde damit bei Wein und Kerze Cream und andere gehört, für U-Musik und vornehmlich mit linearer Equalizer-Einstellung konnte man damit Feinheiten heraushören, die mittelprächtige Boxen (und wer hatte schon das Geld für Kef u.a.) einfach schluckten. Die heute so beliebte “ Badewannen-Entzerrung“, Bässe rein, Höhen rein, kam erst mit der Disco-Ära so richtig hoch. Der Kaufpreis entsprach 3-4 Stundenlöhne eines Arbeiters, das war für ein Kopfhörer schon bemerkenswert. Ersatzteile, auch Polster, sind im Sennheiser Online Shop am günstigsten zu bekommen, da kommt 123 nicht mit.
Happy musik
lighttrain
16. August 2017 — 17:55
Hallo und vielen Dank für den Tipp.
Happy Musik
Wolff
29. Oktober 2017 — 23:15
Hallo Fangemeinde des HD 414 ,
ich bin seit 1987 stolzer Besitzer eines HD 414 SL . Er ist bis heute ein Bestandteil meines Freizeit –
vergnügens , angesteckt an meinen Onkyo Röhrenvertärkers gibt er immer noch einen guten Sound ab. Da ich gerne ein bisschen lauter meinen Stoner Rock höre , ist er genau das richtige Mittel , meine Umwelt ( Familie und Nachtbarn ) nicht zu stören. Für mein Schätzchen hatte ich tatsächlich
vor 2 Jahren beim Media-Markt in Bremen 2 Paar Ersatzpolster zu einem humanen Preis erhalten.
Leider nicht in Gelb , aber schwarz erfüllt auch seinen Zweck. Da die Polster mit der Zeit immer am Bröseln sind , hatte ich zum Schutz einen runde kleine Kopfhörertasche erstanden . Habe jetzt keine starken Abnutzungserscheinungen mehr feststellen können , der Lichtfaktor scheint doch
eine große Rolle zu spielen.
Bleibt mir gewogen
Charly
30. Oktober 2017 — 14:49
Hallo Charly,
vielen Dank für den Tipp.
Viel Spaß mit dem 414
Wolff
6. Januar 2018 — 23:42
Hallo Wolff
Besten Dank für Deine Tipps.
Ich habe meinen HD414 seit ca. 1979.
Leider habe ich ich keinen Ton mehr auf auf der linken Seite.
Bevor ich ein Ersatzkabel gemäss Deinem Post vom 17.8.14 kaufe möchte ich gerne das abmontieren um sicher zu sein, dass es wirklich das Kabel ist.
Ich kann es trotz kräftigem Ziehen nicht herausziehen.
==> Wie entferne ich das Kabel beim Hörer ?
Zum Voraus vielen Dank für Deine Hilfe !
Max
12. Januar 2018 — 23:25
Hallo Max,
das Kabel ließ sich seinerzeit eigentlich recht einfach abziehen.Meines Wissens gab es da auch keine unterschiedlichen Standards. Bevor du den Kopfhörer wegen eines festgefressenen Kabels schrottest, würde ich mal bei der Firma Sennheiser fragen. Die sind berühmt für den extrem langen Support für ihre Produkte. Vielleicht kann man dir da einen Tipp geben.
Viel Spaß
Wolff
19. Juni 2019 — 09:04
außerdem ist damit möglich, Kunstkopfstereofonie (es gibt einige SChallplatten) zu genießen
17. Juli 2019 — 10:06
Hallo,
Der HD414 wurde zu 50 jährige Jubiläum von SENNHEISER im Jahre 1995 wieder aufgelegt. Eine Version hat auf dem Bügel die Unterschrift von Fritz Sennheiser‘s Sohn Jörg. Die ab 1996 gefertigten waren einfach nur schwarz.
Übrigens hatten die allerersten 1968 blaue Ohrpolster und keine gelben.
Es gibt übrigens Helden, die die unterschiedlich dicken Pins für den Kabelanschluss am Hörer falsch einstecken. Die gehen sehr schwer wieder raus. Und die dünne Büchse ist oft hin.
1. Juli 2020 — 12:57
Hallo und vielen Dank für den Ihren Post! Prima Blog.
2. Juli 2020 — 12:02
Vielen Dank, freut mich sehr.
Alles Gute
Wolff von Rechenberg
19. Februar 2024 — 14:49
Hallo,
Es wäre hier vielleicht auch erwähnenswert, dass die ersten (2000-Ohm)-Hörer auch als Mikrofon zu gebrauchen waren ( die Technik scheint ähnlich zu sein). Einfach den KH-Jack in die Mikrofonbuchse des TB-Gerätes gesteckt, und den HD414 auf einen Glaskopf o.ä. gesetzt: fertig ist das Stereo-Mikrofon.
20. Februar 2024 — 21:45
Unfassbar! Vielen Dank für die Info, Justin. Das wusste ich tatsächlich nicht. Wer das mal probiert hat, möge hier mal seine Erfahrungen teilen.
Viele Grüße, Wolff
7. Juni 2024 — 12:21
Ohrpolster sind leider bei Thomann nicht mehr zu erhalten. Nach deren Auskunft hat Sennheiser die Produktion eingestellt und alle Bestände sind abverkauft.
7. Juni 2024 — 20:34
Das war abzusehen. Danke für den Hinweis.