guenther_schild.jpgRauf und runter, so geht es mit dem schnellen Geld. so belehrt uns derzeit ein weiser alter Schildkröt mit Lesebrille in der Fernsehwerbung. Günther Schild, Finanzberater – das Testimonial der Deutschen Finanzagentur.

Er warnt uns vor dem bösen schnellen Geld – wie schnell es wieder weg sein kann, erleben wir derzeit im Rahmen eines Phänomens namens Finanzkrise. Dabei, so rät uns Schild, könne man doch mit Bundeswertpapieren in aller Ruhe ein Vermögen machen.

Ruhe? Vielleicht. Obwohl derzeit auch ein Staatsbankrott der Bundesrepublik Deutschland in den Schärfebereich menschlichen Vorstellungsvermögens rückt. Schließlich hat das Bundesland Schleswig-Holstein gerade seine finanzielle Existenz für das Überleben der HSH-Nordbank eingesetzt. Also, ich müsste mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn ich dezeit auch nur einen Euro für eine deutsche Landesbank verwetten würde.

Ein Vermögen? Das geht wirklich nur in aller Ruhe. Um bei der Rendite der staatlichen Papiere reich zu werden, sollten Sie spätestens zur Konfirmation mit dem Ansparen beginnen, denn wer weiß, ob sie das biblische Alter einer Landschildkröte erreichen? Und wer weiß, ob Sie das Geld dann noch genießen könnten? Wenn Sie über 100 Jahre alt wären, bräuchten Sie vermutlich aufwändigere Hilfen als eine Lesebrille.

Wir sehen also, dass die Werbung für Bundeswertpapiere keinen sinnvollen Anlagetipp gibt. Sie kolportiert mit der angedeuteten Nähe von staatlichen Organen und Schildkröten nur ein dummes Vorurteil über die Arbeitsmoral von Beamten. Wer mit Bundeswertpapieren ein Vermögen machen will, muss bereits über ein Vermögen verfügen.

Staatliche Wertpapiere benutzt man, um Geld sicher und bescheiden gewinnbringend anzulegen. Damit könnte man für Bundeswertpapiere werben. Aber wer will das schon: Etwas bescheiden gewinnbringend anlegen? Wir wollen ein Vermögen machen, ohne zu arbeiten, und wir wollen das Geld genießen, solange wir noch eigene Zähne haben.

Davon träumen wir alle. Deshalb werden wir – wenn der Schock der Finanzkrise verflogen ist – weiter auf Renditen setzen, die jeder seriösen Grundlage entbehren.
Wir sollten nicht erwarten, dass die Politiker etwas aus der Finanzkrise lernen. Wir lernen ja auch nicht.

Das weiß auch Günther Schild. Deswegen bekennt er sich in der eingangs abgebildeten Anzeige anbiedernd zu den Träumen deutscher Anleger: Fressen, Pennen, Kohle machen. Alles, wirklich alles – nur nicht Arbeiten!