Misha Prentice sucht ihren vor langer Zeit verschwundenen Vater, den Bergmann Mick Prentice. Er allein kann seinem Enkel mit einer Knochenmarkspende das Leben retten. Doch vor zwanzig Jahren verließ er die Familie – und verschwand. Szenenwechsel: Die Journalistin Annabel „Bel“ Richmond findet in der Toskana ein Plakat, das mit einer Entführung zu tun haben könnte, die nie aufgeklärt wurde. Damals wurden Tochter und Enkel des steinreichen schottischen Industriellen Broderick Malennan Grant entführt. Auch das ist zwanzig Jahre her.

Ein Zufall? Nicht in Val McDermids routiniertem Thriller „Nacht unter Tag„. Obwohl der Zufall in dem Krimi eine entscheidende Rolle spielt. Die launische Macht der Zufälle verstrickte schon vor zwanzig Jahren die Lebenswege der Akteure. Die Polizistin Karen Pirie ermitelt und liefert sich mit der Journalistin Bel ein Wettrennen um die Wahrheit, denn die ehrgeizige Journalistin wittert ihre große Chance. Val McDermid, Schöpferin des Profilers Tony Hill („Hautnah – die Methode Hill“) , zählt zu den fleißigsten und routiniertesten Krimiautorinnen Großbritanniens. Sie kennt die Zutaten für einen spannenden Krimi. Dunkle Familiengeheimnisse, tragische Liebesgeschichten, glaubhafte Charaktere. Bei diesem Triathlon kommt Val McDermid nur in der dritten Disziplin leicht ins Straucheln. So recht gelungen sind der Krimiautorin nur jene Personen, die sie kennt.

McDermid, selbst Tochter einer Bergmannsfamilie, erzählt uns von der Not der schottischen Bergleute während des großen Bergarbeiterstreiks 1985. Da liegen Ruß und Kohlenstaub in der Luft. Sie schickt uns ins Abenteuer mit einem ungeheuer sympathischen Ermittlerteam. Sie lässt uns eine Welt voll schottischer Knorrigkeit erleben. Der schwerreiche Brodie Grant bleibt hingegen das Abziehbild eines Despoten.

Unter dem Strich hat Val McDermid einen spannenden Krimi professionell erzählt. Geschickt wechselt sie zwischen den Zeiten, ohne den Leser zu verwirren. Da verzeiht man die eine oder andere kleine Schwäche.