Kein Wort über Watt, befahlen die NAD-Häuptlinge den Interessenten für den Vollverstärker 3020. Mit Recht, denn auch bei der Definition von Leistung ging NAD eigene Wege.
Die Watt-Ausstattung des 3020 verstieß gegen den Mainstream. An acht Ohm leistete das schmucklose graue Kästchen 20 Watt. Die japanische Konkurrenz leistete am Messwiderstand das Zehnfache. Die NAD-Ingenieure wussten jedoch, dass beeindruckende Wattzahlen im Grunde nichts aussagen. Sie optimierten die Stromlieferfähigkeit. Hintergrund: Der Widerstand eines Lautsprechers (Impedanz) ändert sich über den Frequenzgang.
Diesen Widerstand müssen wir uns als ein Wasserrohr vorstellen, in dem stets ein gleichbleibender Druck herrschen muss. Wie eng das Rohr ist, bestimmt die Impedanz des Lautsprechers. Bei hohen Impedanzen bleibt der Durchmesser des Rohres gering. Der Versstärker, der den Druck liefern muss, wird nur schwach belastet. Wenn das Rohr sich weitet, muss der Verstärker mehr Wasser (Strom) pumpen, um den Druck aufrecht zu erhalten.
Es gab zu Lebzeiten des NAD 3020 echte Schluckspechte. Die Infinity-Kappa-Lautsprecher wiesen Impedanzminima von 2 Ohm oder weniger auf.Damit saugten sie selbst scheinbar kräftige Verstärker-Dickschiffe im Handumdrehen leer. Die Kappas waren berüchtigte Verstärkerkiller. Nicht für den 3020. Die Ingenieure trauten ihrer grauen Maus soviel zu, dass sie im Datenblatt bei 2 Ohm ganz nüchtern eine Kraft von 80 Watt vermerkten. Es gab keinen einzigen marktüblichen Lautsprecher, der einen NAD-Verstärker in die Knie gezwungen hätte.
Als 3020i verabschiedete sich der meistverkaufte Vollverstärker aller Zeiten von seinen Fans. Die Nachfolger waren schicker, klangen neutraler und wurden teurer. Sie verfügten nun auch über mehr Watt und behielten auch bei großorchestraler Klassik mehr Übersicht. Keiner besaß die klangliche Magie des NAD 3020. Eine Ahnung davon vermittelte der AM-1 des amerikanisch-taiwanesischen Herstellers Proton, ein kleiner Verstärker, der weitgehend bauglich mit dem 3020 war. Nur weitgehend, aber besser als nichts.
8. Juni 2011 — 00:57
Entschuldigen Sie meinen (legitimen) Kommentar. Ich habe selten so viel Halbwissen samt mangelnder Wahrnehmung eines Verfassers lesen müssen, wie dies hier offensichtlich der Fall sein muss. Und woher bezieht dementsprechend der Verfasser seine Kenntnis und Behauptung, bei diesem Gerät wären „MosFet-Transistoren“ verbaut? Ein kleiner Blick für die Dinge erklärt sofort, dass hier der wahrscheinlich bekannteste, robusteste und frühsten Halbleiter-Leistungstransistor verbaut ist. Unabhängig dieses (peinlichen) Irrtums bezieht weder theoretisch noch praktisch keine Transistorschaltung dieser Welt seinen „röhrenähnlichen“ Klang via einer eventuellen Anwendung von MOS FETS. Was hat sich denn hier für ein „Fachman“ mit solch einem Beitrag nur gedacht?
10. Juni 2011 — 21:52
Lieber Kommentator,
vielen Dank für die Richtigstellung. Ich verfüge leider nicht über die Fähigkeit, einen Transistor auf den ersten Blick zu erkennen. Ich bin auf die Informationen angewiesen, die seinerzeit in der Fachpresse berichtet worden sind. In der Tat ist der klangliche Vorteil von Mos-Fets heute umstrittener als damals. Wenn Sie einmal die Gelegenheit haben, einen NAD 3020 zu hören, dann bin ich gespannt auf Ihre Theorie, welches Geheimnis zu diesem in der Tat sehr röhrenähnlichen Klang beiträgt.
Wenn Sie die Diskussion weiterführen wollen, bitte ich Sie aber um einen anderen Ton. Tragen sie selbst einmal etwas zum Internet bei, dann werden Sie sicher verstehen, dass ich noch einen Kommentar in dem Ton nicht freischalten werde.
Mit besten Grüßen