HiFi-Klassiker: NAD 3020 1/3

nad3020

„Der NAD 3020 läuft und läuft und…“ Der britische HiFi-Hersteller NAD lieh sich einen Werbespruch von Volkswagen, um Anfang der 1990er Jahre für die letzte Version seines Klassikers 3020 zu werben. Der Vollverstärker 3020 überlebte nicht nur mehrere Verstärker-Trends. Auch die Geräte selbst erwiesen sich oft als erstaunlich langlebig. Mein NAD 3020i, erworben 1991, verrichtet heute noch tadellos seinen Dienst im Hause eines guten Freundes. Kein Schalter knackst, kein Potentiometer kratzt, Aussetzer gibt es nicht, und dieser Freund schwört, dass der 3020i klanglich alle NAD-Verstärker überragt, die er sonst gehört hat.

Dabei war der 3020 nie teuer. Für 280 D-Mark stieg er 1979 in den Markt ein, 400 Mark kostete er zuletzt. Zeit seiner Fabrikation zählte er zu den billigsten Vollverstärkern auf dem Markt. Das erreichte NAD mit Fertigung in China. Lediglich die Entwicklungsarbeit erledigte das Unternehmen in Großbritannien. Sein Konstrukteur Björn Erik Edvardsen ist selbst eine HiFi-Legende. NAD hat ihm mit einer Sonderserie ein Denkmal gesetzt, die Seine Initialen trägt: BEE.

Der NAD 3020 zählte zu den ersten HiFi-Geräten, die in der Volksrepublik China zusammengebaut wurden. Und das sah man ihm an. Nichts mit optimierten Leiterbahnen, einstreuungsarmen Ringkerntransformatoren und all jenen Prospektattributen, mit denen Denon, Sony oder Technics warben. Aber – wie erwähnt – der NAD hielt sich auch über Jahre wacker. Und er klingt.

Es ist schwer, zu beschreiben, worin der Reiz des 3020 liegt. Ist es die nicht nur für die Preisklasse ungeheuer gute Sensibilität für feinste Dynamikunterschiede? Liegt es an den Klangfarben, mit denen der kleinste NAD-Verstärker seinen Besitzer verzaubert? Das lässt sich wunderbar hören. Beschreiben kann man es nicht wirklich. Sicher, er hat auch Schwächen: Der Bass war nie so präzise wie bei seinen größeren Stallgefährten, aber wenigstens hatte er Bass.

Er klirrte nie so anämisch wie ein Harman/Kardon-Verstärker. Er näselte nicht steif wie ein Japaner. Verzerrungen wies auch der 3020 auf. dabei handelte es sich aber um harmonische Verzerrungen, die das Ohr nicht als Verzerrungen, sondern als angenehm empfindet. Diese harmonischen Verzerrungen seiner vier MosFet-Transistoren trugen zum röhrenähnlichen Sound des 3020 bei. Subjektiv wirkte der 3020 sogar klarer, detillierter als seine Konkurrenten. Auch das erreichten die NAD-Entwickler, indem sie mit dem Mainstream brachen.

Über die konstruktiven Eigenheiten des NAD 3020 sprechen wir in der nächsten Folge.

HiFi-Klassiker: NAD 3020 2/3

HiFi-Klassiker: NAD 3020 3/3

Kategorien: HiFi

4 Kommentare

  1. Hallo Herr Rechenberg,
    Danke für Ihren Artikel über den 3020. In Bezug auf das Herstellerland täuschen Sie sich- meiner Meinung nach. Nad produzierte bis 1989 in Taiwan bei Fulet, wo übrigen auch die Proton Geräte hergestellt wurden.
    Ich finde auch nicht, das der kleine der beste Nad ist. Ich besitze selbst einen, kann aber dem c 352 nichtdas Wasser reichen (wenn man die Klangtreue zum Original als Maßstab nimmt).
    LG
    Reiner Krug

  2. Wolff von Rechenberg

    21. Oktober 2020 — 22:00

    Hallo Herr Krug,
    vielen Dank für Ihren Kommentar. In der Tat rollten NAD und Proton anfangs von denselben Fließbändern, was den frühen Protonverstärkern auch deutlich angesehen hat. In den 1990er Jahren wechselte die Produktion meines Wissens je nach Gerät nach Malaysia, China und andere Billiglohnländer.

  3. Anton Nussbaumer

    17. April 2021 — 13:36

    Was für ein reizender Artikel über den NAD 3020. Da bekommt man eine ungeheure Lust, sich noch einen zu schnappen. Ich bin seit über 30 Jahren NAD Fan, bis dato 3240, der war aber ein Stücke nach dem 3030.
    Vielen Dank für den Artikel

  4. Wolff von Rechenberg

    17. April 2021 — 23:00

    Vielen Dank für das Lob. Viel Spaß mit NAD-Verstärkern.

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