Ob beim FC Bayern, 1. FC Union Berlin oder beim DFB: Wenn es um die Weiterbeschäftigung von Trainern oder Torhütern geht, führt man gern deren Verdienste in der Vergangenheit ins Feld. Dabei handelt es sich um versunkene Erfolge, die eine Entscheidung nicht beeinflussen sollten. Das lehrt das Konzept der Sunk Cost, der versunkenen Kosten.

Aus Gründen, die wir nicht verstehen müssen, weist man im Fußball gern auf vergangene Heldentaten hin, wenn es um die Weiterbeschäftigung von Trainern oder Torhütern geht: Schließlich habe der Bundestrainer als Vereinstrainer gerade das Triple gewonnen. Wie könne man ihn da nun in die Wüste schicken. Und auch aus den Reihen des FC Bayern vernahm man in den vergangenen Monaten immer wieder Heldengeschichten über Manuel Neuer, die dessen Anspruch auf einen Stammplatz im Bayern-Tor untermauern sollten.Mit ähnlicher Begründung stellt sich der 1. FC Union derzeit (noch) vor Trainer Urs Fischer.

Versunkene Kosten dürfen eine Entscheidung nicht beeinflussen …

Aber was sagen Erfolge in der Vergangenheit eigentlich über die Fähigkeiten der Betreffenden aus, die Zukunft erfolgreich zu gestalten? Nichts! Das können wir einer Betrachtung von Prof. Dr. Peter Hoberg über Sunk Cost und die Misserfolge bei Großprojekten entnehmen. Wenn es dabei um die Entscheidung geht, ob das Projekt beendet wird, argumentiert man gern mit den Kosten, die bereits entstanden sind. Dabei kann kein Mensche diese Kosten noch beeinflussen. Sie sind versunken. Die einzge Frage, die sich Investoren stellen müssen, ist: Rechtfertigen Gewinnaussichten in der Zukunft die Kosten der Weiterführung des Projekts.

… Versunkene Erfolge taugen aber genausowenig als Entscheidungsgrundlage

Im Fußball finden wir das Bild der versunkenen Kosten quasi invertiert: Der FC Bayern darf nicht nach Heldentaten eines Manuel Neuer in der Vergangenheit über dessen Zukunft entscheiden. Der DFB hat bereits in drei Fällen (Jogi Löw, Hansi Flick, Martina Voss-Tecklenburg) nur auf Grund von vergangenen Erfolgen über die Weiterbeschäftigung von Übungsleiterinnen entschieden. In allen Fällen hat sich der Verband in eine schwierige Situation gebracht, weil er die eigentlich längst offen sichtbare Entscheidung verschoben hat.

Ein Hoch auf versunkene Erfolge

Der 1. FC Union Berlin steht derzeit mit Trainer Urs Fischer einmal mehr am Scheideweg: Will der Verein sich weiter im oberen Drittel der Bundesliga etablieren, dürfen Fischers Verdienste um die Erfolge des Clubs in der Vergangenheit keine Rolle spielen. Der Verein geht mit dem Festhalten an seinem Trainer ein gewaltiges Risiko ein. Und jetzt noch ein Geständnis: Ein Teil von mir wünscht sich, dass die Identität dieses Ausnahmeclubs nichts mit dem sportlichen oder gar dem wirtschaftlichen Erfolg zu tun hat. Genießt die Erfolge und nehmt sie mit, zur Not auch in die zweite Liga!

Foto: Fußball Designed by macrovector / Freepik, Montage: Wolff von Rechenberg