Begeisterte Anhänger, die sich für ein Stück Plastik mit einem Prozessor darin selbst verstümmeln. Was kann sich ein Computerunternehmen mehr wünschen. Richtig geraten. Solch kultische Verehrung wird nur Apple zuteil. Wahrscheinlich wäre der große Konkurrent Microsoft im Augenblick schon mit viel weniger schmerzhaften Gunstbezeigungen zufrieden. Der Marktführer in Betriebssystemen rangiert mittlerweile am anderen Ende der Beliebtheitsskala.

Der Stein des Anstoßes heißt Windows Vista. Vista hängt dem Konzern mittlerweile wie ein Mühlstein um den Hals. Groß, fett, aufgeblasen, inkompatibel zu vorhandener Software. Seit dessen Erscheinen am 30. Januar 2007 hat Microsoft das am Markt vorbei programmierte System versucht schön zu reden. Dann die erlösende Nachricht. Windows XP könnte noch am Markt bleiben, bis das nächste Windows – Arbeitsname: „7“ – erscheint. Jetzt warnt Joe Wilcox auf Microsoft-Watch vor überzogenen Erwartungen. Windows 7 werde sich nicht großartig von Vista unterscheiden. Der Betriebssystem-Kernel werde sich ebenfalls nicht fundamental ändern.

Microsoft-Insiderin Mary-Jo Foley hatte in einem Artikel auf ZDNet Hoffnungen geweckt, dass dem Schwergewicht Vista eine flinke, kleine Nummer 7 folgen werde, die sich der User oder der PC-Anbieter zusammenbasteln könne, wie er es brauche. Das bedeutet: Wer einen Mini-PC wie den EeePC haben will, bleibt auf Linux angewiesen. Auch das neue Windows wird nicht auf älteren Systemen laufen. Man könnte nun sagen: Fabelhaft. Soll sich Microsoft auf das Kerngeschäft konzentrieren, auf Software für Unternehmen. Falsch gedacht: Ausgerechnet bei den Unternehmen stößt Vista auf Widerstand. Der Privatkunde hat sich längst resigniert in sein Schicksal gefügt.

Microsoft hat in den sieben Jahren des Werdens von Vista am Markt vorbei programmiert. Und: Dem Konzern ist seine monopolartige Marktstellung zum Gefängnis geworden. So soll Windows 7 besser rückwärts kompatibel sein als Vista. Zu diesem Zweck will Microsoft sogar an der Sicherheit sparen. Das berichtet zumindest Wilcox. Wenn das stimmt, beseitigt Microsoft den einzigen Vorteil von Vista, das bessere Sicherheitskonzept. Was die Windows-User am meisten nervt, ist das, was die Entwickler richtig gemacht haben.

Windows müsste einen Schritt tun, wie ihn Apple getan hat, als die treue Fangemeinde von MacOS 9 auf Mac OS X wechseln musste. Doch Microsoft versorgt keine Gemeinde, sondern eine Weltgemeinschaft. Wenn Apple die Betriebssystemarchitektur ändert, dann sind ein paar Grafik-Designer, Journalisten und Lebenskünstler in Schwierigkeiten. Wenn Microsoft so etwas täte, dann käme weltweit die Infrastruktur ins Trudeln. So spricht viel für die These von Joe Wilcox: Microsoft wird kein schönes, neues Windows präsentieren – und schon lange kein sichereres.