Eigentlich hatte Tim Berners-Lee vor allem den akademischen Austausch im Sinn als er im März 1989 an der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) die Grundlagen für das Internet legte. Zur allgemeinen Nutzung wurde das Medium im April 1993 freigegeben. Zum Jubiläum dieses öffentlich genutzten Internet habe ich eine kleine Historie über 15 Jahre World Wide Web für das IT-Portal tariftip.de geschrieben. Zum 20. Geburtstag des Internet an sich könnte man fast schon einen Nachruf schreiben. Es stimmt: Kein anderes Medium hat einen so schnellen Siegeszug angetreten. Aber kein anderes Medium hat sich so viele Feinde gemacht.
Einige Staaten erwägen Internetsperren, um die Kassen der Musikindustrie vor dem selbstverschuldeten Fortschritt zu schützen. Die Totschlagargumente der Internetskeptiker bleiben jedoch Terrorismus und Kinderpornografie. Dafür sollen jetzt auch in Deutschland Internetsperren her. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen wollen Kinderpornoseiten im Internet sperren. An sich ein nobles Anliegen. Auch wenn die Vorstellung Voraussetzung wäre allerdings, dass die Regierung den gesamten Datenverkehr per Internet filtert. Das bedeutet: Die Bundesregierung will sich auf diesem Wege die totale Kontrolle des ungeliebten Mediums aneignen. Dabei könnten als erste die Weblogs auf der Strecke bleiben. Die Blogs haben sich als wichtige Ergänzung zu den etablierten Medien einen beträchtlichen Einfluss erarbeitet. Blogs wie das NPD-Blog, Lobby-Control oder das INSM-Watchblog drehen Themen weiter, wenn Zeitungs- und Rundfunkjournalisten auf der Jagd nach Auflage und Quote schon der nächsten Sau hinterherlaufen müssen, die durchs globale Dorf getrieben wird.
Die Politiker hätten uns gern als brave Konsumenten im Internet. Menschen, die Bücher, CDs und Bausparverträge im Internet kaufen, die aber sonst die Klappe halten. Die Konservativen wollen das Internet nicht gestalten, sie wollen es kontrollieren. Im 20. Jahr seines Bestehens steht das Internet vor einer Bewährungsprobe – nicht nur in China, Burma oder Russland, sondern auch in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA.
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