Am Ende bekommt Frau Kommissarin doch die Hucke voll. Das niedersächsische Landesamt für den Verfassungsschutz hat sich bei Maria Furtwängler (Tatort-Kommissarin Lindholm) über den Tatort „Das Gespenst“ vom vergangenen Sonntag bitter beschwert. Amtsmissbrauch beim Verfassungsschutz? Undenkbar. Die Reaktion zeigt, wie groß unser Defizit in der kritischen Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Geheimdienste tatsächlich ist.
Denken wir an die Filme der „Bourne“-Trilogie, denken wir an „Staatsfeind No. 1“ mit Will Smith und Gene Hackman, denken wir an den Klassiker „Die drei Tage des Condor“ mit Robert Redford: Im US-Kino morden sinistre Geheimdienstler normale Menschen, Polizisten, Anwälte, Senatoren, Präsidenten und die eigenen Leute sowieso. Sie klonen Menschen, dealen mit Waffen und planen Staatsstreiche.
Selbst im bieder-bürgerlichen Schweden setzen sich Thriller-Autoren mit der Macht der geheimdienste und mit den Möglichkeiten auseinander, diese Macht zu missbrauchen. Denken wir an Stieg larsson oder Jan Guilliou. Daran gemessen hat der Norddeutsche Rundfunk den ersten Schritt unternommen, einen Rückstand aufzuholen. Weitere Filme werden hoffentlich folgen. Nicht etwa, weil die Geheimdienste böse sind, sondern weil sie es sein könnten, und weil sie dann keiner Kontrolle unterliegen.
Kritische Filme über Geheimdienste sind nicht wichtig, um das Wesen von Geheimdiensten zu beschreiben, sondern um die Möglichkeiten zu beschreiben, die in diesem Wesen schlummern. Die Tatsache, dass deutsche Geheimdienste ohne jede demokratische Legitimation tausendfach Computer gefilzt haben, gewährt einen kleinen Blick in die Möglichkeiten von Geheimdiensten auch in Deutschland. Die zum größten Teil noch immer nicht bekannten Kumpaneien zwischen amerikanischen und europäischen Geheimdiensten beim Foltertourismus der Bush-Ära könnte der nächste Blick werden. Hoffen wir, dass nicht auch bei uns der nächste Blick zeigt, dass die Realität der Geheimdienste bereits aller Fanatsie über ihre Möglichkeiten spottet.
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