Im Linux-Lager herrscht das große Zähneklappern. Lange hat man den Tag herbeigesehnt, an dem man sich in der Lage fühlen würde, dem Riesen aus Redmond – Windows – die Zähne zu zeigen. Erst vertagt Novell den Release seines OpenSuse 10.1, dann verschiebt Red Hat den Erscheinungstag seines Communitiy-Linux Fedora Core 5, und schließlich denkt sogar Ubuntu über eine Verschiebung der neuen Version 6.04 Dapper Drake nach. Zumindest bei Fedora ist das Zaudern nun zuende: Fedora Core 5 erscheint nun endlich am Montag. Die Vorgänge geben dennoch zu denken. Gerade Ubuntu hatte immer wieder betont wie wichtig feste Releasezyklen für den Erfolg einer Linux-Distribution sind. Aber 2006 ist eben kein Jahr wie jedes andere. 2006 wird das Jahr des neuen Windows Vista. Ubuntu-Gründer Mark Shuttleworth hatte für Dapper Drake die Dinge beim Namen genannt: Die Gelegenheit war nie so günstig, eine ernsthafte Alternative zu Windows zu bieten, zumal Microsoft den Schwarzkopierern die Arbeit schwer machen will. Jetzt hat jeder im Linuxlager Angst, Fehler zu machen. Aber schon das spricht für die gewachsenen Bedeutung des freien Betriebssystems. Schließlich galt es bisher als Hobby von ein paar pickeligen Studenten mit Flaschenböden als Brillengläser.