Frohes neues Jahr. Uns allen wünsche ich 2009 Gesundheit und Gelassenheit. Vor allem Letztere brauchen wir im Moment so dringend wie das 13. Monatsgehalt. Schließlich rezitieren derzeit alle Medien den Dreiklang des Untergangs: Finanzkrise, Abgeltungssteuer, Gesundheitsfonds.

Wenn dereinst Historiker kommender Generationen unser 2009 aufarbeiten, werden sie zu dem Schluss kommen: Die Lust am Untergang ist die Droge unserer Zeit, unserer Medien. Selbst gute Nachrichten erreichen uns nur noch mit düster drohenden Einschränkungen. Beispiel: „Arbeitslosigkeit gesunken – noch!“

Um in der Presse erwähnt zu werden, übertreffen die Wirtschaftsforschungsinstitute einander mit Horrorvisionen, Rundfunk und Fernsehen reagieren brav. Wie in einer Versteigerung lassen sie die Schrumpfungszahlen der deutschen Wirtschaft an uns vrüber defilieren wie einen Trauermarsch. Natürlich immer mit der Warnung, dass das schlimmste ja die Katastrophenstimmung selbst sei.

Keine einzige Zeitung, kein kluger Leitartikler, kein Fernsehkommentator weist uns auf das Merkwürdigste hin: Dieselben Institute, die jetzt schon so genau wissen, dass wir der größten Krise seit Zusammenbruch des römischen Imperiums gegenüber stehen, haben die Finanzkrise nicht vorausgesehen. Jetzt nutzen sie die Katastrophenstimmung für eine PR-Schlacht.

Eine PR-Schlacht tobt auch um den Gesundheitsfonds: Die Krankenkassen wollen ihn uns als Untergang des Gesundheitssystems verkaufen. Kein Wunder. Schließlich haben sie zum Jahreswechsel die Hoheit über ihre Tarife verloren. Seit Gestern gilt der Einheitstarif.

Das bedeutet für die Branche, dass sie vermehrt über Service um Kunden werben muss. Kein leichter Gang für Unternehmen, deren größte Kreativleistung bisher im Anheben und Absenken der Beiträge bestand. Das Gros der Versicherten wird den Wechsel im Gesundheitssystem nicht merken. Fag ür die Milliionen AOK-Mitglieder wird sogar der Beitrag sinken.

Dennoch veröffentlichen Tagesschau, Focus, Spiegel und Bild in seltener Einigkeit jede Pressemitteilung aus dem Umfeld der Krankenkassen – ohne sie für den Leser oder Zuschauer einzuordnen.

Füße still halten! Dieser Rat gilt auch für die Abgeltungssteuer. Den meisten von uns wird der Einheitssteuersatz von 25 Prozent auf Kapitalgewinne sogar eine Steuererleichterung bringen. Wer einen niedrigeren persönlichen Steuersatz zahlt, wird kaum Geld übrig haben, um an der Börse zu spekulieren.

Glauben wir auch 2009 nicht alles, was wir in der Zeitung lesen oder in den Nachrichten sehen. Denken wir bei aller Medienschelte aber auch daran, dass Nachrichten immer von Menschen gemacht werden. Menschen, die gestresst in den Redaktionsstuben sitzen, manchmal falsche Entscheidungen treffen und nicht immer die Zeit haben, Nachrichten für uns einzuordnen.

Denn daran sind wir nicht unschuldig. Schließlich wäre die schlimmste Nachricht von allen doch ein steigender Abo-Preis, oder?