Autor: Wolff von Rechenberg

Hungriger Magen wählt nicht gern

In den Zeiten von Hartz IV, von steigender Inflation und sinkenden Reallöhnen sinkt auch die Zustimmung zur Demokratie. Erstaunlich, was die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung an Weisheiten zutage fördert. Hätten sie mich gefragt, ich habe das im Geschichtsunterricht in der Schule gelernt. Studienleiter Frank Karl soll es als „bedenklich“ bezeichnet haben, „wenn der persönliche Wohlstand das Urteil über die Staatsform bestimmt“. Ökonomische Krisenzeiten seien somit auch Krisenzeiten fürs demokratische System.

Bitte schön, in welchem Wolkenkuckucksheim lebt dieser Mensch eigentlich? Zu jeder Zeit und an jedem Ort hing jedes politische System immer von gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen ab. „Blut, Schweiß und Tränen“-Zeiten übersteht die Demokratie nur kurz. Aber schauen wir uns doch die Republik an: In den vergangenen 20 Jahren haben wir Reform auf Reform erlebt, immer mit dem Versprechen, dass es irgendwann besser wird. Die Friedrich-Ebert-Stiftung kritisiert, dass das Wort Reform zum Synonym für den Griff in die Tasche des kleinen Mannes geworden ist. Erstaunlich. Das hat OskarLafontaine schon kritisiert als er 1998 sein Amt als Finanzminister in der ersten Regierung Gerhard Schröder antrat.

In denselben 20 Jahren sind übrigens die Gehälter der DAX-Vorstände um 650 Prozent gewachsen. Und die Friedrich-Ebert-Stiftung wundert sich, dass nur 22 Prozent der Bundesbürger diese Gesellschaftsordnung für verteidigenswert halten. Mich wundert, dass sie so viele zusammen bekommen haben. In Brandenburg können sie nicht gefragt haben. Und damit sind wir beim Sonderspezialproblemsorgenfall: Natürlich wieder die Ossis. Eine Mehrheit von ihnen stehe der Demokratie kritisch gegenüber.

Welch bahnbrechende Erkenntnis! Hier ist Wilder Osten, hier gibt es keine Betriebsräte, weder Mindest- noch Tariflohn. Hier arbeiten Menschen für 5 Euro die Stunde. Alles natürlich nur, damit neue Arbeitsplätze entstehen, vielleicht welche für 4 Euro. Wie wäre es, liebe Friedrich-Ebert-Stiftung: Kommt doch in zwei Jahren nochmal vorbei und fragt nochmal, wenn die Löhne flächendeckend bei 3,50 Euro die Stunde angekommen sind. Vielleicht hat sich die Einstellung zur Demokratie dann ja verbessert.

Spargel auf dem Mars

Alle haben Angst vor dem Klimawandel. Die Gourmets dürfen nun aufatmen. Spargel würde auch auf dem Mars gedeihen. Das geht aus Bodenproben hervor, die die Marssonde Phoenix vom roten Planeten mit gebracht hat: Magnesium, Kalium und Natrium – alles da. Wie in einem Schrebergarten. Und der Boden ist mit einem ph-Wert von 8 bis 9 auch recht sauer. Die Netzzeitung geht sogar noch weiter: Sogar Rüben und grüne Bohnen könnten auf unserem Nachbarplaneten wachsen. Beste Voraussetzungen für ein makrobiotisches Restaurant. Doch ein Problem müsste die Menschheit noch lösen: Wie kommen polnische Saisonarbeiter zum Spargelstechen hinauf?

Netzzeitung, FAZ, Welt

Phaenomene des Alltags: Störungen im Betriebsablauf

brandunburg.jpgAus Westen kommend erreicht man Berlin mit der Bahn für gewöhnlich mehr oder weniger pünktlich. Merkwürdigerweise gelingt das nie umgekehrt. Wer nachmittags die Rückreise nach Brandenburg, Potsdam, Werder, Nauen oder Rathenow antritt, braucht sich eigentlich nicht nach den planmäßigen Abfahrtszeiten zu richten, Verspätungen zwischen 15 und 35 Minuten kommen regelmäßig vor. Die Begründungen, die der genervte Reisende dann im Zug zu hören bekommt, hören sich an wie ein Gruselkabinett. Man ahnt, was auf der langen Reise von Frankfurt (Oder) bis Berlin alles passieren kann. Einige Beispiele:

  • Signalstörung bei Erkner,
  • Vandalismus bei Fürstenwalde,
  • Fahrzeugausfall,
  • Streckensperrung und natürlich
  • Störungen im Betriebsablauf.

Wie zahm, wie weich hört sich die Erklärung an, wenn der Zug mal von Westen kommend Verspätung sammelt: „Meine Damen und Herren, unser Zug fährt mit drei Minuten Verspätung in Berlin-Hauptbahnhof ein. Der Grund: Kein freies Gleis in Berlin-Zoologischer Garten.“ Weiterlesen

OOXML hat verloren

Das Rennen um den Standard hat das offene Dokumentenformat ODF gewonnen. Der das festgestellt hat, ist kein romantischer Träumer aus der Open-Source-Bewegung, sondern der US-Technikchef von Microsoft, Stuart McKee. In den kommenden Versionen von Microsoft Office soll der Standard implementiert werden. Das sagte McKee auf dem Red Hat Summit, dem größten jährlichen Treffen des größten Linux-Distributors.

Die Linux-Gemeinde befürchtet nun, dass Microsoft plant, ODF mit einer liebevollen Umarmung zu erdrücken. Derweil gerät das MS-eigene Format OOXML (Office Open XML) immer mehr ins Kreuzfeuer. Die Beschwerden von Südafrika, Brasilien und Indien gewinnen immer mehr Unterstützer. Weiterlesen

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