„Die Piraten sind mir zu konservativ“, sagte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) kürzlich der taz. Starke Worte von einer Politikerin, deren Partei einen Kohlepfennig für Zeitungsverlage als die große Innovation für den Schutz geistigen Eigentums im Internet anpreist. Dass die Piraten die Fünf-Prozent-Hürde überwinden? Lachhaft für deutsche Politiker. Dabei berichtet Telepolis, die Partei sei mit 8000 Mitgliedern bereits die mitgliederstärkste Partei außerhalb des Bundestages. 

Das Internet ist Spielwiese für die Piraten und Schicksalsort für die anderen Parteien. Das Netz betreten einige Parteien vorsichtig, andere widerwillig, wieder andere angstvoll. Wie auch immer, die Piraten sind schon da. Und sie verweigern sich den Wahlkampfritualen der anderen Parteien. Sie haben keine Promis, kein richtiges Parteiprogramm und keine Präsenz in den etablierten Medien. Aber wer würde auch einen Wahlkampf im Museum führen wollen? So würden die Piraten sicher fragen.

Die Piraten setzen ein dringend notwendiges Signal für die Meinungsfreiheit. Aber sie wirken oft schulmeisterlich, arrogant und kompromisslos. Sie zeigen so wenig Verständnis für die Ängste der netzfernen Bundesbürger wie umgekehrt. So bleibt sicherlich unwahrscheinlich, dass die Piraten am 27. September den Bundestag entern. Unmöglich ist es nicht. Wenn es passieren sollte: Was dann?