Autor: Wolff von Rechenberg

OOXML: Der Aufstand beginnt

Der Widerstand der Schwellenländer gegen das Microsoft-Dateiformat OOXML formiert sich. Brasilien, Ecuador, Kuba, Südafrika und Venezuela werfen der Internationalen Standardisierungsorganisation (ISO) vor, sie halte sich nicht an ihre eigenen Regeln. Sie stellen sogar in Frage, ob sie künftig Standards der ISO anerkennen. Das kann nicht überraschen. In Südafrika und Brasilien ist die Steuerkasse nicht das, was sie in solchen Fragen in Deutschland, Großbritannien oder Frankreich ist:  Ein Selbstbedienungsladen, in dem sich stets genug Steuergroschen finden, um sich das Wohlgefallen eines US-Monopolisten zu sichern. OOXML wird wohl kein Standard werden – weder an der Copacabana noch am Kap der guten Hoffnung. Europa und die USA werden lernen müssen, dass sie internationale Organisationen nicht mehr unwidersprochen für ihre Zwecke benutzen können. Das neue Selbstbewusstsein der Schwellenländer zeigt, wie sehr sich diese Welt geändert hat, und was es bedeutet, dass die Kolonialzeit vorbei ist.

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Die Linux-IFA

Intel wirbt einen Linux-Mobile-Entwickler an, der den Atom-Prozessor Linux tauglich machen soll. Eine von vielen Wertschätzungen, die das freie System derzeit erhält. Die Netbooks, allen voran der von mir heiß und innig geliebte EeePC, haben das Fricklersystem verschrieene Betriebssystem zum Tagesgespräch gemacht. Selbst wenn der Mobilfunkdiscounter Fonic einen Surf-Stick vorstellt, kommt ganz selbstverständlich aus den Reihen der anwesenden Journalisten die Frage, ob denn das Gerät mit Linux kompatibel sei. Und ganz gefasst antworten die Herren von Fonic: Ja, das habe man getestet, könne aber wegen der Vielfalt der Distributionen keinen Support anbieten. Auch bei T-Mobile hebt man Vorteile von Linux hervor. Schließlich vertreibt man dort die Asus-EeePCs mit Web’n’Walk-Verträgen. Und der  Firmensprecher lobt das Handling von Linux. Was macht man denn mit einem Windows-Netbook im Zug, wenn der Zielbahnhof angesagt wird? Linux ist schnell geschlossen und runtergefahren. Windows erschwert schon dadurch das spontane Arbeiten mit dem EeePC. Und das ist doch die eigentliche Stärke der Netbooks, oder? Der dauerhafte Ansturm auf die Mini-Computer verschafft ganz nebenbei Linux zum größten Auftritt, den das Betriebssystem jemals auf einer IFA gehabt hat.

Entmanntes Amerika

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Keine Nation wird von deutschen Journalistinnen und Journalisten so konsequent und unverdient entmannt wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Aus den USA wird die USA. Genau genommen steht nicht fest, ob der majestätische Plural der einzigen noch verbliebenen Supermacht etwas originär Männliches umfasst. Aber wer kann es ausschließen?

Gerade Kolleginnen neigen dazu, den Pluralis Majstaetis in etwas eunuchenhaft weibliches zu verwandeln. Dabei erstaunt die Tatsache, dass dieses Schicksal ausschließlich den Vereinigten Staaten von Amerika zu widerfahren scheint. Wer würde die islamischen Macho-Staaten Irak und Iran geschlechtsumwandeln? Wer würde die Türkei den Türkei nennen?
Wenn nur die Amis nicht irgendwann einen Präsidenten wählen, der nicht nur lesen kann, sondern das auch noch in Deutsch…

Gefunden am 25. August 2008 in der Netzeitung.

Annäherungsversuche am Hindukusch?

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Zehn Franzosen gefallen Sarkozy in Afghanistan! So stand es bei Googel News. Fühlt sich Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy schon von seiner Carla Bruni gelangweilt? Eilt der Staatschef in Afghanistan zum anderen Ufer? Und das gleich mit zehn Partnern? Gangbang im Feldlager? Weit gefehlt: Google News hat heute früh die zweizeilige Überschrift einer Meldung von n-tv auf eine Zeile reduziert. Und man sieht: Nicht immer ist weniger mehr, sondern manchmal auch ganz etwas anderes. Denn natürlich berichtet n-tv ganz korrekt über den Tod von zehn Franzosen und dem Besuch von Nicolas Sarkozy am Hindukusch. Nein, die Franzosen sind nicht gefallen, weil ihr Oberbefehlshaber nahte! Mèrde! man muss sich aber auch vorsehen, dass man nicht falsch verstanden wird…

OOXML ist Standard

Das Microsoft-Dateiformat OOXML hat den Ritterschlag von der Internationalen Standardisierungsorganisation (ISO) erhalten. Es darf sich „Standard“ nennen. Netzwelt lässt die Debatte um OOXML noch einmal Revue passieren. Den Gegnern des Formats bleibt jetzt nur eine Hoffnung: Dass der Markt sich gegen das Dateimonster entscheidet, dessen Spezifikationen 6000 Seiten stark sein sollen. Vielleicht setzt sich das relativ weit gediehene ODF-Format noch durch. Denn das Misstrauen, das die ISO aufkommen ließ, indem sie das Format in einem Schnellverfahren durchgepeitscht hat, wird mit der jetzigen Entscheidung nicht enden. Diejenigen, die sich übergangen fühlen – die Schwellenländer -, werden OOXML wohl zu vermeiden versuchen. Standard hin oder her.

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